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Der Weltmeister kann
nur weiter kämpfen

Aber Schumacher und Ferrari werden abgeschrieben

Barcelona (dpa). Die Luft ist raus bei Ferrari. Zwar wirft Michael Schumacher das Handtuch nicht, doch kaum einer glaubt noch an die Titelverteidigung des Rekord-Weltmeisters. »Ferrari liegt in Schutt und Asche. Die schönen Zeiten sind vorbei«, urteilte der »Corriere della Sera« nach dem Ausfall des Champions wegen zweier Reifenschäden in Barcelona.
Unterdessen wird Renault-Pilot Fernando Alonso in Spanien schon als Nachfolger gefeiert, obwohl er als Zweiter hinter Silberpfeil-Pilot Kimi Raikkönen den erhofften Sieg bei seinem Heimatrennen verpasst hatte. »Alonso riecht bereits nach Weltmeister. In Barcelona setzte er sein Werk der Zerstörung des Bunkers von Schumi und Ferrari fort«, schrieb »As« aus Spanien. Der britische »Daily Telegraph« erwartet indes einen WM-Zweikampf zwischen Alonso und Räikkönen: »So wie McLaren gestern aufgetrumpft ist, dürften sie sich zu einem ernsthaften Rivalen von Alonso entwickeln.«
Der abgehängte Weltmeister Schumacher selbst gibt Durchhalteparolen aus. »Wer uns jetzt schon abschreibt, kennt uns nicht«, meinte der 36-Jährige gestern auf seiner Homepage. Auch Teamdirektor Jean Todt will den Kopf nach dem ersten Viertel der Saison nicht in den Sand stecken: »Wir werden nicht mutlos und geben absolut nicht auf.«
Bis zum Klassiker in Monaco in eineinhalb Wochen sollen bei den Italienern wieder einmal die Ärmel hochgekrempelt werden. »Wir werden weiter arbeiten, und wir werden weiter kämpfen. Noch ist nichts vorbei«, sagte Schumacher, der am Donnerstag in Maranello testen wird.
Schon heute will der in der Kritik stehende Reifenhersteller Bridgestone testen. »Wir werden eine echte Revolution schaffen«, kündigte Entwicklungschef Hirohide Hamashima an. Die beiden defekten linken Reifen wurden zur Begutachtung nach Tokio geflogen. »Dann wissen wir mehr.«
Auch wegen des Reifenproblems hat die auf Michelin fahrende Konkurrenz Renault, Toyota, McLaren-Mercedes und BMW-Williams den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister schon so gut wie abgeschrieben. »Wenn alles normal läuft, wird es schwer, die große Lücke zu schließen«, sagte WM-Spitzenreiter Alonso, der schon 34 Punkte vor Schumacher liegt. Auch der WM-Dritte Kimi Räikkönen, 28 Punkte hinter Alonso und sieben Zähler vor Schumacher, sieht es ähnlich: »Es wird schwierig, Renault einzuholen, wenn sie so weitermachen.«
Nur eine Schwächephase der Franzosen könnte verhindern, dass sich Alonso als bisher jüngster Weltmeister in die Formel-1- Geschichtsbücher eintragen kann. »Wenn man zwei oder drei Mal ausfällt, kann sich alles ganz schnell ändern. Es sind noch 14 Rennen zu fahren. Deshalb macht es keinen Sinn, schon jetzt über den Titel zu sprechen«, bremst Alonso die Euphorie, während Raikkönen versprach: »Wir werden uns noch weiter verbessern.«

Artikel vom 10.05.2005