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Die Chinesen kommen -Ê
und Hessen steht bereit
Besucher aus dem Reich der Mitte fahrern von Frankfurt aus in die Region
Der weltweite Touristikmarkt steht vor einem großen Umbruch, denn - die Chinesen kommen! Sie freuen sich aufs Bier und auf das Brandenburger Tor. Und sie denken, dass deutsche Polizistinnen wie Mannequins aussehen.
Noch sind es hauptsächlich organisierte Gruppenreisen, die die Chinesen nach Europa führen. Die Rewe-Touristikgruppe (»Dertour«, »Meier's Weltreisen«, »ITS«) ist einer der Anbieter, die den Gästen aus dem Reich der Mitte bei der praktischen Durchführung helfen. Allerdings haben diese Reisen oft nur wenig mit dem gemeinsam, was sich Deutsche unter Studienreisen vorstellen.
Zunächst einmal wird den Gästen im Flugzeug ein Crash-Kursus in Sachen »gutes Benehmen« gegeben - denn chinesische Verhaltensweisen wie das Spucken kommen bei deutschen Gastgebern gar nicht gut an. Viele Gruppen lassen sich in Europa auch nur in China-Restaurants verpflegen, sie besuchen spezielle Souvenir-Shops, in denen sie Reise-Andenken erwerben - nicht selten aus chinesischer Produktion!
Bei rund 1,3 Milliarden Chinesen und wachsendem Wohlstand im Reich der Mitte könnte die Öffnung Chinas für den deutschen Tourismus in Zukunft ein erkleckliches Geschäft bedeuten. Wie in anderen Ländern auch, führt die DZT in China themenbezogene Kampagnen durch und wirbt für das Kulturland Deutschland, für Städte- und Rundreisen, stellt das Land als Messe- und Kongressziel vor und zeigt den Gästen die vielfältigen Naturlandschaften.
Seit 2002 gehört Deutschland, Chinas stärkster Wirtschaftspartner in Europa, zu den so genannten ADS-Destinationen. Diesen Ländern billigt die Volksrepublik China einen besonderen Status (Approved Destination Status) zu - Chinesen dürfen als Urlauber dorthin reisen.
In einer begrenzten Anzahl von Reisebüros können Chinesen neben Reisen in einige südostasiatische Länder mit ADS-Status und nach Australien auch Arrangements für Europa buchen. Deutschland spielt dabei eine Pionierrolle: Schließlich hat die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) bereits 1996 ein Büro in Hongkong und 2001 ein weiteres in Peking eröffnet, um in China für Deutschland als Reiseziel zu werben.
Dennoch wird es auch auf die Regionen ankommen, wer demnächst vom Chinesen-Boom profitieren kann. Hessen zum Beispiel hat sich bereits gut aufgestellt -Êmit einer durchgängigen Internetpräsenz auf chinesisch, die dieses Jahr auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin sogar ausgezeichnet wurde.
Da die meisten Gäste aus dem Reich der Mitte in Frankfurt landen, bieten sich zumindestens zu Beginn oder am Ende der Tour Urlaubstage in Hessen an. Wellness in Bad Nauheim und Wiesbaden wird angeboten, Die Documenta in Kassel, das Rheingau-Musik- Festival, die Bad Hersfelder Festspiele oder das Museumsuferfest in Frankfurt sind Beispiele für herausragende Kulturereignisse in Hessen.
Einige Zahlen können das verdeutlichen: Aus Hessens wichtigstem Quellmarkt, den Vereinigten Staaten, konnte 2003 eine Steigerung bei den Übernachtungszahlen von 23,5 Prozent verzeichnet werden. Während der mit Abstand wichtigste asiatische Quellmarkt Japan nur um 0,3 Prozent zulegen konnte, weisen China und Südkorea Steigerungsraten von 41,7 beziehungsweise 41,6 Prozent auf. Mit mehr als 151 000 Übernachtungen hat sich China mittlerweile beim Übernachtungsaufkommen auf Platz neun vorgeschoben.
Bei den Ankunftszahlen von Chinesen ist Hessen die Nummer eins in Deutschland! Um die hessischen Reiseziele insbesondere bei den chinesischen Veranstaltern stärker zu verankern, nahm das Land an einer DZT-Promotiontour teil und lud chinesische Reiseveranstalter zu einer Reise durch die Region ein. Thomas Albertsen

Artikel vom 14.05.2005