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Bricht Marc Hoffmann sein Schweigen?

Mutmaßlicher Mörder der beiden achtjährigen Levke und Felix von Montag an vor Gericht

Von Wolfgang Schäffer
Stade/Bremerhaven (WB). Fast auf den Tag genau zwölf Monate nach dem Mord an der achtjährigen Levke aus Cuxhaven muss sich der mutmaßliche Täter vor Gericht verantworten. Der 31-jährigen Marc Hoffmann hat zudem gestanden, auch den Felix (8) missbraucht und getötet zu haben.

Am 6. Mai 2004 verschwand die kleine Levke direkt vor dem Haus ihrer Eltern in Cuxhaven-Altenwalde. Hoffmann hatte das Mädchen nach seinen Aussagen in seinen Wagen gezerrt, sie wenig später brutalst missbraucht und dann getötet.
Vermutlich mit dem toten Kind fuhr der seit einigen Jahren in Bremerhaven wohnende 31-Jährige den langen Weg bis nach Attendorn, um die Leiche des Mädchens im dichten Unterholz eines Waldes zu verstecken. Ein Pilzsammler fand im August zufällig das tote Kind, das allerdings nur noch aufgrund von DNA-Spuren identifiziert werden konnte. Hoffmann kannte sich in dieser Gegend aus. Er war in der Nähe geboren worden und hatte dort lange Zeit gelebt. Nachdem er wegen versuchter Vergewaltigung einer 17-Jährigen zur Bewährung verurteilt worden war, hatte er jedoch das Sauerland verlassen und sich in Bremerhaven niedergelassen.
Dort wurde der Vater von zwei Kindern im Dezember auch festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt suchte die Polizei bereits seit Wochen nach dem achtjährigen Felix. Der war am 30. Oktober auf dem Weg zu seinem Elternhaus spurlos verschwunden. Am 8. Dezember gestand Hoffmann, Levke missbraucht und getötet zu haben. Auf eine Verbindung zu Felix deutete da noch nichts hin. Umso überraschender, dass Hoffmann bei einem Routinegespräch mit seinem Anwalt Jost Ferlings aus Paderborn im Januar dieses Jahres plötzlich den Mord an dem achtjährigen Jungen gestand und erklärte, wo er die Leiche des Kindes versteckt hat. Nur Stunden später bargen Einsatzkräfte das Opfer unter einer Brücke, die über das Flüsschen Geeste führt.
Seit dieser Aussage schweigt Hoffmann - zumindest offiziell. Weder Polizei noch Staatsanwaltshaft erhielten Antworten auf ihre Fragen. Einem Mitgefangenen indessen erzählte er angeblich von sechs weiteren Verbrechen. Entsprechende Nachforschungen aber blieben ohne Ergebnis. Auch eine Verbindung zu der im Juni 2001 ermordeten Adelina (10) aus Bremen ist Hoffmann bisher nicht nachzuweisen. Ob der sein Schweigen während des Prozesses bricht, darauf warten die Mitglieder der Sonderkommission ebenso gespannt wie alle anderen Beobachter. Unklar ist auch, ob mit dem Urteil das Kapitel Hoffmann abgeschlossen ist. Mit einem Bewegungsbild versuchen die Ermittler, seine Spuren der vergangenen Jahre zu verfolgen. Damit wollen sie klären, ob der 31-Jährige noch häufiger gemordet hat.

Artikel vom 07.05.2005