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Genfrei
Wenn der Bauer mit dem Bolzenschussgerät naht, dämmert der Kuh die Erkenntnis, dass sie ihr Leben mit dem zweimaligen Kauen von Gras verschwendet hat. Auch Otto wüsste gerne, was von ihm bleibt, deckt ihn dermaleinst der grüne Rasen. In seinem Alter hätte er längst den »Faust III« schreiben, verfilmen und Mephisto samt Pudel als Merchandising-Produkt-Palette etablieren können. Er hätte genug Zeit gehabt, ein TV-Konzept zu entwickeln, wie man Themen so lange zerredet, bis ihr Fehlen nicht mehr auffällt. Ach nein, streichen Sie das, die Idee hatte schon Sabine Christiansen. Frustriert hat Otto letztens auf dem Heimweg von der Kneipe eine leere Pulle nach dem Mond geworfen, ihn aber nicht getroffen. Nicht mal das wollte gelingen, schnief.
Dabei ist heutzutage jeder Marktstand ein Schaufenster des menschlichen Genius. Da hat einer seinem winterhart gefrorenen Acker Spargel abgetrotzt. Ein anderer züchtete, offensichtlich in seiner Achselhöhle, die blassesten Kirschen der Welt. Ein dritter reicherte die Haifa-Pampelmuse mit Zinkoxid und Cadmium an, um sie magnetisch zu machen. Längst hat die Biotechnik die Gene der bolzenschussfesten Hollandtomate so hingefummelt, dass sie auch zum Bolzen taugt. Einst wird kommen der Tag, da jemand Essbares aus Nichts erschafft, denkt Otto der Prophet.
»Probiernsema!«, schrillt ihn die Marktfrau an. »Eigene Tomaten!! Garantiert genfrei!!!«
Der Tag ist da. Halleluja. Matthias Meyer zur Heyde

Einer geht durch
die Stadt...
...und ärgert sich mit vielen Fußgängern und Radfahrern, die in Schildesche die Engersche Straße vom und zum Obersee queren wollen. Die meisten Autofahrer halten es am Himmelfahrtstag nicht für nötig, einmal kurz anzuhalten. Auch als eine Mutter mit zwei Kleinkindern auf der Mittelinsel steht, rauschen die Fahrzeuge nur so vorbei. Das ist ein trauriges Bild, meintEINER

Artikel vom 07.05.2005