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»Manchmal liegt Gutes so nah«

Schauspielerin Mirjam Heller erfüllt sich mit kleinem Café Kindheitstraum

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Ein kleines Café mit wenigen Tischen, das war immer ein Kindheitstraum,« erzählt Mirjam Heller. Gemeinsam mit dem erfahrenen Gastronomen Mevludin »Zilo« Demirovic (»Milestones«) eröffnet die erfolgreiche Schauspielerin im Gebäude Niederwall 44 a noch in diesem Monat ein solches kleines Café. »Den Namen verrate ich noch nicht,« lacht Mirjam Heller, die als »Neuling« überaus froh ist, Demirovic gewonnen zu haben.

Der kleine Ziegelbau am Niederwall wurde 1913 als öffentliche Bedürfnisanstalt und Trinkhalle errichtet. Es wurde jahrelang als Lokal genutzt, stand, im Eigentum der Stadt, dann monatelang leer.
Mirjam Heller, in Bielefeld unter anderem zu sehen in »Emilia Galotti«, »Sommer«, »Die Schneekönigin« und »Katzelmacher«, machte mit großen Rollen TV- und Kinofilmen Karriere, bekam den Grimme-Preis für »Einer geht noch« unter der Regie von Vivian Naefe und wollte sich dennoch ein zweites Standbein schaffen, als ihr der Ziegelbau auffiel. »Manchmal liegt das Gute so nah,« sagt sie. Sie und ihr Mann, der Schauspieler Oliver Baierl, wohnen praktisch gegenüber. Sie erkundigte sich, erfuhr, dass ein Pächter gesucht würde, die Ausschreibung aber bereits lief: »Wir haben uns kurzerhand beteiligt.« Im September 2004 begannen die Planungen, seit Februar laufen die Umbauarbeiten und Mirjam Heller sagt: »Hätte ich geahnt, was auf mich zukommen sollte, ich hätte vielleicht noch einmal überlegt.« Nach zahllosen Behördengängen durfte das Haus komplett entkernt werden, 15 Container Schutt wurden abgefahren. Inzwischen sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass die Eröffnung geplant werden kann.
Das Café bekommt 40 Plätze innen, im Sommer 40 Plätze auf der Terrasse - mit Blick auf den Spielplatz. »Ideal für Familien,« sagt Mirjam Heller, die sich auf die Geburt ihres ersten Kindes im August freut. Es soll ein gemütliches Lokal werden, eines, das von 7 Uhr an zum Frühstück bis Abend geöffnet hat, es gibt eine kleine Speisenkarte, Getränke aller Art, Kaffee und Kuchen nachmittags. Mirjam Heller organisiert ein kulturelles Programm mit Lesungen, Musik, Künstlergesprächen. Ihr Café, wünscht sie sich, soll eine Begegnungsstätte für alle Generationen werden, das Stammlokal für die Künstler (und das Publikum) des Theaters. Sie selbst werde ständig präsent sein: »Der direkte Kontakt mit Menschen, das hat mir schon immer Freude bereitet.« Schon während des Schauspielstudiums in München habe sie gekellnert, sogar auf dem Oktoberfest: »Mehr als vier Bierkrüge auf einmal habe ich aber nicht geschafft.«
Ihr gastronomisches Engagement bedeute aber nicht, dass sie die Schauspielerei an den Nagel hängen wolle: »Ist mein Kind auf der Welt, dann spiele ich wieder.« Gerade musste sie drei Hauptrollen, zwei in TV-Produktionen, eine in einem Kinofilm, wegen ihrer Schwangerschaft ablehnen. »Mit dem Café habe ich jetzt genug um die Ohren.«

Artikel vom 07.05.2005