07.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Schumi« kalt erwischt

Formel 1: BAR-Honda akzeptiert Zwei-Rennen-Sperre

Barcelona (dpa). Michael Schumacher ist vor dem heißen Formel 1-Duell in der Heimat von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso kalt erwischt worden.

»Es sieht nicht sonderlich viel versprechend aus. Jetzt müssen wir schauen, was wir daraus machen«, sagte der Ferrari-Pilot nach den ersten Trainingseinheiten zum Großen Preis von Spanien am Sonntag (14 Uhr/Premiere und RTL).
Während BAR-Honda die Zwei-Rennen-Sperre wegen der »Tank-Affäre« akzeptierte, fiel Schumacher im zweiten Training nach Platz vier im ersten Durchgang weit zu- rück. Als 13. hatte der Kerpener einen Rückstand von drei Sekunden auf den zweimaligen Tagesschnellsten Pedro de la Rosa (Spanien/McLaren-Mercedes). Alonso ging es nicht besser: Der Renault-Pilot fuhr zunächst nur zwei Runden, kam dann mit einem Rückstand von 2,294 Sekunden auf Platz neun.
Trotz guter Trainingsergebnisse mit zwei dritten Plätzen büßte Nick Heidfeld seine Chancen schon ein. Der Motor seines BMW-Williams muss wegen eines schadhaften Auslassventils am Samstag gewechselt werden. Nach den neuen Regeln wird der Mönchengladbacher am Sonntag beim Start zehn Plätze nach hinten versetzt. »Wir wollen kein Risiko eingehen«, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Ralf Schumacher im Toyota fuhr als Neunter und Achter einmal mehr ins Mittelfeld. Sein letztjähriger Teamkollege Juan-Pablo Montoya beendete sein Comeback kurz vor Trainingsschluss mit einem Crash. »Alles in Ordnung. Mir geht es gut«, gab der Kolumbianer Entwarnung. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen (Finnland/5+4) könnte in Barcelona vom Duell Schumacher-Alonso profitieren.
Als Schumacher auf dem Circuit de Catalunya für das Ferrari- Teamfoto posierte, pfiffen die im renault-blau gekleideten Alonso- Anhänger auf den Tribünen.
Wenn der Renault-Pilot auftaucht, spielen die Spanier verrückt. »Es ist schwer, einfach auf der Straße zu laufen, in ein Hotel zu gehen oder im Verkehr zu stecken. Denn dann halten die Busse, die Leute steigen aus und wollen ein Autogramm«, beschrieb der Umjubelte die Hysterie um seine Person. Um der »Alonsomania« zu entfliehen, hatte er in England Kraft getankt.
Der Rummel in der Heimat geht ihm langsam auf die Nerven. Bei einem Besuch des Autosalons von Barcelona wetterte er: »Die spanische Presse hat nicht viel Ahnung von der Formel 1, die Journalisten benehmen sich wie Paparazzi.« »Ich kenne das irgendwoher. Ich bin damals in Deutschland auch so eingeschlagen«, zeigte der 36 Jahre alte Schumacher Verständnis für die Lage des 13 Jahre Jüngeren, der als erster Spanier WM-Spitzenreiter ist.
In der »Tank-Affäre« wird es keine Schlammschlacht vor Gericht geben. Einen Tag nach dem Urteilsspruch von Paris packte das britisch-japanische BAR-Honda-Team seine Sachen zusammen und akzeptierte die Sperre für das Rennen in Barcelona und für den in zwei Wochen folgenden Klassiker in Monaco. »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir nichts unternehmen können«, erklärte Teamchef Nick Fry, der den Gang vor ein Zivilgericht nicht ausgeschlossen hatte.
Unterdessen warnte FIA-Präsident Max Mosley die Konkurrenz vor ähnlichen Machenschaften. »Wir bestehen darauf, dass jeder nach den gleichen Regeln fährt«, sagte der Brite. Mosley kann sich vorstellen, dass künftig noch schärfer kontrolliert wird: »Wir überlegen, ob wir aus den Punktegewinnern eines jeden Rennens ein Auto auswählen und es zerlegen.«

Artikel vom 07.05.2005