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Saddam Husseins
Cousin gefasst

Dutzende Tote bei Anschlag in Erbil

Bagdad (dpa/Reuters). Bei einem verheerenden Bombenanschlag auf ein Rekrutierungsbüro der irakischen Polizei sind am Mittwoch in der Kurden-Metropole Erbil mindestens 47 Menschen getötet worden. Das teilte das irakischen Verteidigungsministerium mit.
Der staatliche Fernsehensender Al-Irakija gab die Zahl der Toten mit 60 an. Etwa 150 weitere Menschen seien verletzt worden.
Ein Selbstmordattentäter in der von Kurden bewohnten Stadt Erbil habe in einem Büro der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) eine Bombe gezündet, erklärten Sicherheitsbehörden. Das Gebäude sei auch als Rekrutierungsbüro für die irakische Polizei genutzt worden und unmittelbar vor dem Anschlag hätten sich sehr viele Menschen vor dem Haus aufgehalten.
Die KDP ist eine der zwei Kurdenparteien, die nach den Wahlen Ende Januar in das Parlament einzogen sind. Mit dem Anschlag erleidet das Bemühen der neuen Regierung einen weiteren Rückschlag, das Land zu befrieden und den Attentaten ein Ende zu setzen.
Im Internet erklärte die islamistische Terrororganisation Ansar el-Sunna, der Anschlag in der kurdischen Stadt sei eine »Rache für unsere Brüder, die Tag und Nacht in euren (kurdischen) Haftanstalten gefoltert werden«.
Seit der Bildung der Regierung vor einer Woche haben Aufständische ihre Angriffe verstärkt. Sie versuchen damit, die Volksgruppen gegeneinander aufzubringen. Der kurdische Norden war bislang von Anschlägen weitgehend verschont geblieben. Allerdings waren 2004 in Erbil bei Bombenattentaten auf die Büros der beiden führenden kurdischen Parteien 117 Menschen getötet worden.
Ein Cousin des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein ist nach offiziellen Angaben in der Nähe von Saddams Heimatstadt Tikrit aufgegriffen worden.
Aiman Sabawi wird vorgeworfen, gemeinsam mit seinen Brüdern extremistische Gruppen im Land mit Geld- und Waffenlieferungen aktiv unterstützt zu haben. Die irakische Regierung teilte am Mittwoch mit, Saddams Cousin sei Anfang Mai zusammen mit bewaffneten Aufständischen festgenommen worden.
Nur wenige Stunden nach dem Selbstmordanschlag im Norden des Irak sind in Bagdad am Mittwoch durch eine Autobombe mindestens neun Mitglieder der Nationalgarde getötet worden.

Artikel vom 05.05.2005