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Menschen
in Verl
Johannes Fröhlich
Studienrat a.D. und Karatesportler

Barfuß Schnee schaufeln: verrückt? »Das ist Abhärtung«, lacht Johannes Fröhlich, »mein Rekord liegt bei 20 Minuten.« Der 58-Jährige befindet sich damit in guter Gesellschaft: »In Japan finden Neujahrstreffen statt, bei denen die Teilnehmer unter eisigen Wasserfällen Schlagtechniken üben«, erzählt er. Johannes Fröhlich ist Karatesportler und fühlt sich der japanischen Kampfkultur verbunden. Vor allem dem Begründer des klassischen Karate: Funakoshi. Doch weniger die Person des Meisters als vielmehr dessen Idee und die von ihm entwickelte Technik ist dem pensionierten Englisch- und Geografielehrer Orientierung. »Sie macht den Körper total fit und formt den Charakter«, fasst er die Vorzüge zusammen.
Seit 1968 betreibt er den Sport, ist Besitzer des schwarzen Gürtels und hat es als Ausbilder bis zum B-Trainerschein gebracht. »Das ist Schnee von gestern. Ich habe meine Lizenzen abgegeben, mache nur noch Karate für mich und gebe meine Kenntnisse weiter, weil es mir Spaß macht«, sagt er. In diesen Genuss kommen zwei treue Schüler, die Johannes Fröhlich im Rahmen des Sportangebotes der Dorfgemeinschaft Sende in der Brisseschule trainiert. »Mit so wenigen kann man sehr effektiv arbeiten. Das Training ist hart, beide sind mit Hingabe bei der Sache. Aber es könnten ruhig ein paar Schüler mehr sein«, meint er. Was ihm wie einst bei seiner Arbeit als Lehrer vor allem wichtig ist: »Ich will helfen, die Willenskraft zu schulen, den eigenen Weg zu gehen und schwierige Situationen durchzustehen.«
Damit ist der 58-jährige gebürtige Essener immer gut gefahren. »Auch in meinem Beruf«, erzählt er. »Ich bin oft nach durchgearbeiteter Nacht vom Schreibtisch aufgestanden und habe pünktlich am Gymnasium meine Arbeit aufgenommen.« Der Dienst sei ihm schließlich zu einem zu engen bürokratischen Korsett geworden und so habe er sich verabschiedet. Nicht von der Bildung. Ob Quantenphysik, Relativitätstheorie, englische oder deutsche Literatur: Johannes Fröhlich arbeitet sich durch viele Themen. Mit der japanischen Sprache hat er für Aufsehen gesorgt: Aus einem Urlaubsinteresse heraus ist er tiefer eingestiegen und hat schließlich eine Grammatik für Alltagsjapanisch geschrieben. »Die wird von Universitäten gerne benutzt«, sagt er stolz. Manfred Köhler

Artikel vom 05.05.2005