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Greg Poss fühlt
sich »verantwortlich«

Eishockey-Bundestrainer eröffnet Diskussion

Wien (dpa). Der Vertrauensvorschuss war enorm, doch nach dem Sturz in die Abstiegsrunde der Eishockey-WM weiß auch Bundestrainer Greg Poss, was die Stunde geschlagen hat.

»Wenn die Mannschaft verliert, ist der Trainer das Hauptproblem. Das ist in jeder Sportart so. Ich bin verantwortlich«, sagte der 39-jährige US-Amerikaner nach der 1:5-Pleite am Donnerstag gegen die Schweiz und eröffnete nach nur acht Monaten Amtszeit die Diskussion um seine Person. Der Schweizer Trainer Ralph Krueger hatte ihn zuvor mit ein paar kräftigen Klapsen auf den Rücken aufzumuntern versucht.
Poss erhielt als Nachfolger von Interims-Coach Franz Reindl, dem Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), im Februar einen unbefristeten Vertrag, der erstmals zum 31. Mai 2006 ordentlich gekündigt werden könnte. DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken sprach bei der Verlängerung des zunächst einjährigen Engagements von »grenzenlosem Vertrauen« in den Trainer, der das Amt im Oktober 2004 übernahm, mit seiner offensiven Strategie aber gescheitert ist. Am Ende der ordentlichen WM-Vorbereitung mit Siegen über Vizeweltmeister Schweden und in Weißrussland räumte Poss ein, dass er einen nicht geplanten Systemwechsel vornehmen musste. Vorsicht ist für die kleineren Nationen immer noch der Schlüssel zum Erfolg.
Dennoch liefen seine Schützlinge bei der WM immer wieder in Konter, dazu waren Über- und Unterzahlspiel verheerend. »Es gibt kein System der Welt, das diese Fehler ausbügeln könnte«, meinte der Coach, der nach stetem Aufstieg Ende März bereits einen Nackenschlag einstecken musste. Das erneute Viertelfinal-Aus in der DEL mit den Nürnberg Ice Tigers, die er wegen des Bundestrainer-Amtes am Ende der Saison verlassen hatte, war für Poss die bisher größte Enttäuschung seiner Trainer-Laufbahn.
Dass er die ersatzgeschwächte Mannschaft nicht mehr erreichen würde, bestritt Poss trotz heftiger Diskussionen während des Spiels gegen die Schweiz. Den Unmut der mitgereisten deutschen Fans hatte der kommunikative, auf äußerste Disziplin Wert legende Eishockey- Lehrer dagegen registriert: »Die Leute sind bestimmt nicht zufrieden.« Schon jetzt ist klar: Der achte Platz der Weltrangliste wird an die Schweiz verloren gehen, als Konsequenz würden bei der WM 2006 in Riga schwere Gegner drohen - falls das DEB- Team und Poss dann überhaupt dabei sind.

Artikel vom 07.05.2005