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Erik Zabel soll nicht nur sprinten

Giro d'Italia: Champion Damiano Cunego ist wieder der Favorit

Reggio Calabria (dpa). Die drei Topfavoriten sind wieder Italiener. Aber die ProTour tut dem 88. Giro d'Italia, der am Samstag mit einem 1150 Meter langen Prolog beginnt, trotzdem gut und sorgt für eine hochklassige Besetzung wie selten.

Zum ersten Mal in seiner 14-jährigen Karriere geht auch Erik Zabel an den Start, der das T-Mobile-Team nach dreijähriger Abstinenz bei der 20 Etappen-Tour über 3498 km anführt.
»Vielleicht versucht Erik mal etwas auf mittelschwerem Terrain und konzentriert sich nicht unbedingt nur auf die Massensprints. Mit der Aggressivität wie bei der Flandern-Rundfahrt oder bei Rund um den Henninger Turm könnte da etwas gehen«, meinte T-Mobile-Teamchef Mario Kummer zum Zabel-Start. Die Konkurrenz in der Person des Mailand-San-Remo-Gewinners Alessandro Petacchi (im Vorjahr neunfacher Etappensieger) ist auf jeden Fall Furcht einflößend. Aber Zabel versucht es trotzdem.
Vorjahressieger Damiano Cunego, der Tour-Dritte Ivan Basso und der im Vorjahr von seinem Team-Kollegen entthronte Gilberto Simoni wollen verhindern, dass zum ersten Mal nach 1996 ein Giro-Sieger aus dem Ausland kommt. Für Cunego und Basso soll die mit drei Bergankünften gespickte Kletter-Tour mit insgesamt 22 000 Höhenmetern nur Durchgangs-Station für die Frankreich-Rundfahrt ab 2. Juli sein.
Das soll auch für Matthias Kessler und Zabel gelten, der sein sonstiges Tour-Vorbereitungs-Programm änderte, aber weiter auf einen Startplatz im Juli pocht. »Das eine schließt das andere nicht aus. Zwischen Giro-Ende und Tour-Start liegen fünf Wochen«, meinte Kummer. Der Lausitzer Sprinter Olaf Pollack, der 2004 noch für Gerolsteiner einen Tag lang im Rosa Trikot fuhr, steht jetzt als Team-Kollege im Schatten Zabels und deutete nach der kurzfristigen Umbesetzung bei den Bonnern leichte Kritik an: »Ich wäre im Sprintbereich gerne die Nummer eins gewesen.«
Das Team Gerolsteiner schont diesmal den Gewinner des Bergtrikots vom Vorjahr, Fabian Wegmann, für die Tour. Der U23-Weltmeister im Zeitfahren, Markus Fothen, soll für ein ähnlich bemerkenswertes Giro-Debüt wie im Vorjahr Wegmann sorgen. Nach ähnlichem Muster winkt ihm dann eventuell auch eine Tour-Teilnahme. »Das müssen wir abwägen«, meinte Teamchef Christian Henn, der die Italien-Rundfahrt sieben Mal bestritt.
Für Bassos Teamchef Bjarne Riis ist der Giro »schwerer als die Tour de France«. Sergej Gontschar (Ukraine), die Spanier Aitor Gonzalez und Joseba Beloki, der im Armstrong-Team wieder erstarkte Ex-Telekom-Profi Paolo Savoldelli und sein Landsmann Stefano Garzelli (beide Italien) haben bis zum Mailänder Finale am 29. Mai Chancen, am Thron der großen Drei zu rütteln.

Artikel vom 07.05.2005