04.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rauchverbot am Lenkrad ?

Politiker-Vorstoß findet beim Minister keine Gegenliebe

Berlin (dpa). Wer am Steuer raucht, muss auch in Zukunft nicht mit einem Bußgeld rechnen: Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) lehnte gestern ein gesetzliches Rauchverbot am Lenkrad ab und wies damit Forderungen von Bundestagsabgeordneten aus mehreren Parteien zurück.

»Dieser Vorschlag trägt nicht zur Verkehrssicherheit bei«, sagte Stolpe. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege für die These, dass rauchende Autofahrer ein besonderes Unfallrisiko darstellen.
Dem widersprach jedoch der SPD-Verkehrsexperte Peter Danckert. Er will weiter intensiv für ein Rauchverbot am Steuer kämpfen.
Das Ministerium geht davon aus, dass Rauchen am Steuer den Fahrer weit weniger ablenkt als wenn er mit dem Handy ohne Freisprechanlage telefoniert, was mittlerweile EU-weit verboten ist. »Es ist eine höhere intellektuelle Leistung, eine Nummer zu wählen, als an der Zigarette zu ziehen«, sagte eine Sprecherin. Deshalb betrachte das Ministerium eine gesetzliche Regelung gegen das Rauchen am Steuer als »Überregulierung«. »Dann könnte man auch das Essen und Trinken (am Steuer) verbieten.«
Ähnlich äußerten sich einige Experten von Automobilclubs, die das Rauchen am Steuer ebenfalls als relativ ungefährlich bezeichnete.
Nach Auffassung des SPD-Verkehrsexperten Peter Danckert kann eine brennende Zigarette den Fahrer jedoch ebenso wie ein klingelndes Telefon ablenken. Er verwies auf eine Studie, nach der ein mit 50 Kilometern pro Stunde schnelles Auto mindestens 14 Meter weiterrolle, wenn der Fahrer nach einer Zigarette sucht. Danckert will in der kommenden Woche in seiner Fraktion verstärkt für ein gesetzliches Rauchverbot am Steuer werben. Dazu möchte er die Straßenverkehrsordnung ergänzen. Auch Katherina Reiche (CDU) und Gerlinde Kaupa (CSU) -Ê beides Gesundheits-Politikerinnen - halten ein Rauchverbot für sinnvoll.
Unterstützung erhielten die Abgeordneten unterdessen auch von der Deutschen Verkehrswacht. »Autofahren erfordert die 100-prozentige Aufmerksamkeit des Fahrers, und jede Ablenkung stellt eine Gefahr dar«, erklärte Verbandsdirektor Michael Hartje. Er kritisierte, dass Aschenbecher und auch Getränkehalter Autofahrer zu »Nebentätigkeiten« geradezu aufforderten.
In der kommenden Woche will Hartje deshalb bei Mitgliedern des Verkehrsausschusses ebenfalls für ein Rauchverbot am Steuer werben. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 04.05.2005