05.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Überwältigende Bilder

Große Schlachten und Intrigen im »Königreich der Himmel«


Solche Filme braucht das Kino: Starregisseur Ridley Scott webt einen Erzählteppich voll bewegender Konflikte und überwältigender Bilder. Monumentale Schlachten, überlebensgroße Figuren, persönliche Schicksale und Intrigen von Shakespearschen Dimensionen - kaum ein Genre eröffnet einem Filmemacher so viele Möglichkeiten wie das Historienepos.
Und kaum ein Genre ist so schwierig zu meistern. Nur wenige Regisseure finden die richtige Balance zwischen intimen Charakterisierungen und spektakulären Szenerien. Doch Ridley Scott gelang das Kunststück schon mit »Gladiator«, und jetzt führt er das Genre mit »Königreich der Himmel« auf einen neuen Gipfel. Auch hier wird ein aufrechter Held in den Strudel historischer Machtkämpfe hineingezogen.
Aber diesmal ist das Erzählgefüge noch komplexer, ist die Bilderpracht noch überwältigender als im »Gladiator«. Scott und sein Drehbuchautor William Monahan breiten Glanz und Düsternis der Kreuzzüge aus, die Christen, Moslems und fanatische Idealisten zu Feinden werden lässt.
Im Mittelpunkt steht der junge Schmied und Erfinder Balian (Orlando Bloom), der nach einer Familientragödie neuen Sinn im Leben sucht. Da erhält er die Chance, das Erbe seines Vaters, eines Fürsten des Königreichs Jerusalem, anzutreten.
Doch die Herausforderung droht ihm zunächst über den Kopf zu wachsen. Denn Jerusalem wird von einem kranken König regiert, der den brüchigen Frieden nicht mehr lange aufrechterhalten kann.
Dass sich Balian in die verheiratete Prinzessin Sibylla verliebt, macht die Lage noch komplizierter. Und als aus dem schwelenden Konflikt offener Krieg wird, muss der junge Held endgültig alle Fesseln sprengen. Letztlich tut das auch der Regisseur, denn mit »Königreich der Himmel« hat Ridley Scott einen Film gedreht, der selbst in seinem reichen ĂŽuvre seinesgleichen sucht.
Mit untrüglichem Gespür für historische Details und emotionale Nuancen nutzt Scott die Möglichkeiten großen Kinos aus, nicht zuletzt in den atemberaubenden Schlachtszenen. Wer interessiert sich da noch für Comic-Helden und Aliens?

Artikel vom 05.05.2005