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Miele lässt bei
Staubsaugern
Rekorde purzeln

30-millionstes Gerät aus Bielefeld

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Dienstag kurz nach neun Uhr war es so weit: Sabine Bivolarevic griff zu und »angelte« das tizianrote Modell Ambiente vom Band. Der 30-millionste Staubsauger von Miele ist der jüngste Meilenstein einer einzigartigen Erfolgsgeschichte: Sie begann 1927.

Das Jubiläumsgerät, es wurde umgehend an Werkstattleiter Udo Bröker für die Einrichtung proWerk gespendet, gehört zur aktuellen Modellreihe »S 5«. Deren Fertigung wurde vor einer Woche gestartet. Nach dem Start des kleineren Bruders »S 4« habendie Bielefelder damit zwei ganz heiße Eisen im Feuer. Die Nachfrage ist gegenwärtig unglaublich hoch, bestätigt Sabine Bivolarevic. Sie ist für die Produktion im Bereich Bodenpflege verantwortlich. Hier arbeiten gegenwärtig mehr als 200 Fachkräfte in der Montage, in zwei Schichten täglich und verstärkt durch Fachkräfte aus anderen Miele-Werken. Von dort kommen auch Teile der Geräte, werden unmittelbar ans Band zugeliefert.
Ein großer Tag war die Montage des 30-millionsten Staubsaugers in Bielefeld nicht nur für Miele selbst. Für proWerk in Bethel verbindet sich mit der einzigartigen Leistung eine einzigartige Partnerschaft. In 50 Jahren Partnerschaft zwischen Werkstätten für Behinderte und dem Hausgerätehersteller hat sich proWerk zu einem Teil des Gesamtunternehmens entwickelt. Sabine Bivolarevic: »Wir sehen proWerk als verlängerte Werkbank.« Vorgefertigt werden unter anderem elektronische Baugruppen. Das gespendete Gerät wird, wie Udo Bröker betont, das gegenwärtige »Saugproblem« in Haus Kapernaum lösen. Hier wohnen in der Gruppe »8E« 16 Mitarbeiter des Miele-Projektes.
Täglich 6500 Staubsauger entstehen auf sieben parallelen Fertigungslinien. Die Vielfalt ist groß. Miele kann in vier Baureihen und mehr als 30 Farben gut 600 Varianten herstellen. Unterscheiden zwischen der Stromart mit 50 oder 60 Hertz können die cleveren Sauger übrigens eigenständig, erkennen auch unterschiedliche Spannungen, versehen damit auch in USA ohne Umstellung ihren Dienst im Haushalt.
Den gegenwärtigen Miele-Boom erklärt der Hersteller unter anderem mit den aktuellen Testsiegen in verschiedenen Vergleichen in ganz Europa sowie der aktuellen HEPA-12-Zertifizierung der Geräte für optimale Raumlufthygiene. Staubsauger-Bereichsleiter Andreas Schmedt: »Miele-Geräte saugen alles ein, aber geben nichts an die Raumluft wieder ab.« Insgesamt 40 Liter Luft verschlingt der neue Sauger pro Sekunde.
Das war in den Dreißiger Jahren ganz anders. Zu Mieles 40. Geburtstag 1939 gab es den klassischen Sauger vom Typ Ideal für 58 Reichsmark. Mehr als der Stromverbrauch von 200 Watt (heute bis zu 2200 Watt) interessierte die Käufer damals die Wassersäule von 800 Millimetern. Das Gerät damals konnte saugen und blasen und diente damit auch für heimische Lackierarbeiten: Die Spritzdüse samt gläsernem Farbbehälter gab es für 4,65 Reichsmark im Miele-Zubehör. Zu den Besonderheiten gehörten aber auch die Mottenpatrone für 1,80 oder der Striegel für 16,30 Reichsmark.
Heute ist das Miele-Werk Bielefeld die zweitgrößte Fertigungsstätte der Gruppe. Fast 1,2 Millionen Staubsauger werden jährlich montiert. Als die Fertigung 1927 startete, war man bereits stolz auf 200 000 Exemplare pro Jahr. Der Staubsauger war damals noch ein echter Luxusartikel.

Artikel vom 04.05.2005