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Kinder zeigen
der Gewalt die
»Rote Karte«

Soziales Lernen für Schulanfänger

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Gewalt und Aggression stehen seit drei Monaten für zwölf Kinder der evangelischen Kindertagesstätte »Die Arche« und des Kindergartens »Unterm Regenbogen« in Senne im Mittelpunkt. Theoretisch - und mit einem Zusatz: Was kann ich tun, damit Streitereien nicht eskalieren und zu schmerzhafter Gewalt führen?

Einmal pro Wochen treffen sich deshalb die Kinder im Rahmen des Projektes »Fair Kids - soziales Lernen für Schulanfänger« freiwillig in der Turnhalle der Buschkampschule. Dort proben sie spielerisch mit Andrea Schmidt und Martin Gürtler, beide als Erzieher in den zwei Kindergärten der Friedensgemeinde tätig und als Deeskalationstrainer an der evangelischen Gewaltakademie in Villigst ausgebildet, wie Gewalt vermieden, das ganz persönlichen Konfliktpotential erkannt und ihm kreativ begegnet werden kann.
Was sehr theoretisch klingt, sieht in der Praxis in der Turnhalle dann allerdings anders aus. Da wird gerannt und gespielt - mit einem wichtigen Ziel: Den Kindern werden Verhaltensweisen an die Hand gegeben, mit denen sie Selbstbewusstsein aufbauen und festigen können. Auf diese Weise ist es ihnen auch möglich, Probleme und Auseinandersetzungen schon zu einem Zeitpunkt zu stoppen, bevor sie sich hochschaukeln und zu Gewalt führen.
»Wir wollen möglichst früh Kinder für dieses Thema sensibilisieren, sie stärken und ihnen kindgerechte Kompetenzen im Umgang mit Konflikten vermitteln«, sagt Martin Gürtler. Denn psychische Gewalt und eine Verrohung der sozialen Umgangsformen nähmen offensichtlich immer mehr zu.
Eines dieser »Hilfsmittel« gegen Aggression ist beispielsweise die zum »Stopp« erhobene Hand. Mit ihr kann dem Gegenüber gezeigt werden: »Ich will das nicht, was du tust. Komm mir nicht zu nahe und hör auf.«
Und wenn das nicht hilft? Auch hier zeigen Andrea Schmidt und Martin Gürtler den Kindern altersgemäße Möglichkeiten auf. Statt bei psychischer oder physischer Gewalt als Opfer verschüchtert in der Ecke zu stehen, müsse die Aggression öffentlich gemacht werden. Unterstützung könne dann bei Erwachsenen - Lehrern oder Eltern - gesucht werden.
»Werdet kreativ - aber lasst es nicht mit euch geschehen« - diesen Rat geben die Erzieher immer wieder den Kindern. Denn: Jeder sei selbst dafür verantwortlich, welche Gewalt er anwende, aber auch welche er an sich heranlasse und ertragen könne.
Unterstützung findet das Projekt »soziales Lernen für Schulanfänger« auch bei den beiden Pfarrern der Friedensgemeinde, Dorothee Seredszus und Berthold Schneider. Deshalb soll »Fair Kids« in beiden Kindergärten der Gemeinde im Rahmen der Schulvorbereitung fortgesetzt werden.

Artikel vom 05.05.2005