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Köln im Ausnahmezustand:
Stevens bekam die Bierdusche

Nach der dritten Rückkehr in die erste Liga brachen beim FC alle Dämme

Aue/Köln (dpa). In Köln herrscht der Ausnahmezustand. Mit Autokorsos, Hupkonzerten und Unmengen von Kölsch haben hunderte Fans bis spät in die Nacht die vorzeitige Rückkehr des 1. FC Köln in die Bundesliga gefeiert. Auch im mehr als 500 km entfernten Auer Erzgebirgsstadion brachen am Montagabend alle Dämme, als Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie um 22.07 Uhr abpfiff.
Die Spieler des Traditionsvereins, der nach 2000, 2003 und 2005 zum dritten Mal wieder in die Eliteliga aufsteigt, lagen sich mit Freudentränen in den Armen. Trainer Huub Stevens musste in Meistermanier eine Bierdusche über sich ergehen lassen. »Endlich sind wir am Ziel unserer Träume, das ist einfach toll«, jubelte Siegtorschütze Marius Ebbers nach dem 2:1 beim FC Erzgebirge Aue.
Mit dem Charterflieger machten sich die Kölner unverzüglich auf den Heimweg, um den lang ersehnten Triumph in der Domstadt mit ihren Anhängern zu feiern. Christian Springer, der in der 44. Minute das »Phantomtor« von Andrzej Juskowiak (1.) egalisiert hatte, kündigte unmittelbar nach dem Schlusspfiff an: »Nun lassen wir es richtig krachen.« Um 2.00 Uhr war es dann soweit: Vom Flughafen Köln-Bonn kam der Bus mit den »Aufstiegshelden« am Clubhaus »Geißbockheim« an, wo die Mannschaft von ihren Fans empfangen und gefeiert wurde.
Vor allem Erfolgstrainer Stevens, der den Verein nach nur einjähriger Tätigkeit verlässt und wahrscheinlich zu Roda Kerkrade wechselt, stand im Fokus. »Es ist sein Verdienst. Er hat die Mannschaft zu einer Einheit geformt«, zollte Manager Andreas Rettig dem Niederländer Respekt. Stevens, der mit Schalke 04 1997 den UEFA-Cup und zwei Mal den DFB-Pokal gewann, blickte im Moment des Erfolges bereits in die Zukunft. »Wenn die mannschaftliche Geschlossenheit in der nächsten Saison dieselbe ist, kann man mit diesem Team in der ersten Liga viel erreichen«, meinte der 51-Jährige und ergänzte mit etwas Wehmut: »Dieses Jahr nehme ich für immer mit. Der 1. FC Köln ist mir ans Herz gewachsen.«
Dabei mussten die Kölner um den 18. Saisonsieg zittern, denn Aue war durch einen irregulären Treffern in Führung gegangen. »Es ist immer ärgerlich, wenn man in der ersten Minute ein Gegentor kassiert. Und ganz besonders ärgerlich ist es, wenn dieses Tor kein gültiges war«, konnte sich Stevens auch nach dem Schlusspfiff nur schwer beruhigen. Doch die Mannschaft bewies Moral. »Viele sagen, dass wir unattraktiv spielen, aber keiner hat uns von da oben weggeschoben«, meinte Kapitän Sebastian Schindzielorz.
Nur am Fernseher konnte der verletzte Torjäger Lukas Podolski, der mit 20 von bisher 56 Saisontreffern großen Anteil am Aufstieg hat, die »Stunde des Triumphes« miterleben. »Ich bin froh, wieder in der 1. Liga zu spielen«, freute sich der Nationalstürmer, der trotz verlockender Angebote seinen Vertrag bis 2007 in Köln erfüllt.
In der kommenden Saison plant der FC mit einem Rekordetat von 41 Millionen Euro. Doch in den Planungen gibt es viele Fragezeichen. Stevens Nachfolge ist noch nicht geklärt. Wunschkandidat Christoph Daum kommt nach Aussagen von Präsident Wolfgang Overath aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Zum Kreis der Favoriten zählt auch der Bielefelder Trainer Uwe Rapolder.

Artikel vom 04.05.2005