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Doppel Boll/Süß erfüllt
die Medaillen-Vorgabe

Tischtennis-WM: Waldner beendet internationale Karriere

Schanghai (dpa. Timo Boll (24) und Christian Süß (19) haben die hohe Vorgabe des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) bei der Weltmeisterschaft in beeindruckender Manier erfüllt.

Das erst im Herbst 2004 formierte Parade-Doppel stürmte gestern mit zwei Siegen in das Halbfinale und hat damit Bronze bereits sicher. Die Bundesligaprofis aus Gönnern und Düsseldorf holten das erste Edelmetall für den DTTB bei einer Individual-WM seit dem Sensationssieg von Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner 1989 in Dortmund und die 44. deutsche WM-Medaille überhaupt.
Auch im Einzel wahrte Boll seine Medaillenchance. Die Nummer fünf der Weltrangliste qualifizierte sich durch ein 4:2 über Ex-Weltmeister Jörgen Persson (Schweden) für das Achtelfinale. Gegner in der Runde der letzten 16 ist heute (14.15 Uhr) der in der Weltrangliste 13 Plätze schlechter eingestufte Chinese Liu Guozheng.
»Ich freue mich riesig, dass es geklappt hat. Wir haben bewiesen, dass wir eines der besten Doppel der Welt sind. Jetzt stehen nur noch die Chinesen vor uns, und wir können locker aufspielen«, sagte Boll mit Blick auf die nächste Partie gegen die topgesetzten Olympiasieger Chen Qi/Ma Lin (gespielt wird heute von 6.15 Uhr an). Die EM-Dritten bestätigten mit dem Vorstoß unter die letzten Vier ihre gute Leistung von Aarhus, wo sie vor vier Wochen die einzige Europameisterschafts-Plakette für das heftig kritisierte DTTB-Team geholt hatten.
»Die WM-Medaille und die anderen guten Ergebnisse hier in China unterstreichen die Stärke unserer Mannschaft«, kommentierte Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig den Erfolg. Von Genugtuung wollte der 43-jährige Diplomsportlehrer aber nicht sprechen: »Wichtig ist auch die Motivation, die von dieser Leistung ausgeht.« Allerdings blieb das Husarenstück der Links-Rechts-Kombination Boll/Süß zunächst eine Ausnahme in der DTTB-Mannschaft.
In den Einzel-Wettbewerben verlor Elke Wosik (Busenbach) als letzte DTTB-Dame in der dritten Runde mit 0:4-Sätzen gegen Guo Yue (China), Nummer fünf in der Welt. Auch Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf (Gönnern) und Zoltan Fejer-Konnerth (Grenzau) konnten keine Löcher in die »chinesische Mauer« schlagen und verpassten gegen die übermächtigen Gastgeber den Sprung ins Achtelfinale.
»Ich weiß, was ich spielen kann. Auch gegen Top-Spieler habe ich noch Chancen«, sagte der 35-jährige Roßkopf. Er war bei seiner 13. WM-Teilnahme mit der Leistung zufrieden und verlor nach starker Gegenwehr 1:4 gegen den Weltranglisten-Siebten Chen Qiu. »Es ist einfach wunderbar, hier zu spielen. Die Zuschauer sind immer mit dabei«, lobte Fejer-Konnerth nach dem 0:4 gegen Sydney-Olympiasieger Kong Linghui die »besondere Atmosphäre«. Schwedens Tischtennis-Legende Jan-Ove Waldner (39) beendete seine internationale Karriere mit einem 0:4 gegen Europameister Wladimir Samsonow (Weißrussland).
»In der jetzigen Form können wir jeden schlagen. Vielleicht bleibt es nicht bei Bronze«, blickte Christian Süß dem Knüller gegen die Olympiasieger optimistisch entgegen. Bei ihren Erfolgen gegen die Olympia-Dritten Michael Maze/Finn Tugwell (Dänemark/4:2) und Lucjan Blaszczyk/Wang Zeng Yi (Polen) gerieten Boll/Süß nur selten in Bedrängnis. Im zweiten Halbfinale kommt es zum China-Duell zwischen Wang Liqin/Yan Sen und Kong Linghui/Wang Hao.
Im Damen-Doppel und Mixed scheiterten die letzten DTTB-Vertreter im Achtelfinale. Nicole Struse/Kristin Silbereisen (Kroppach/Homberg) verloren 3:4 gegen Lau Sui Fei/Song Ah Sim aus Hongkong. Keine Siegchance hatten Zoltan Fejer-Konnerth/Nicole-Struse beim 0:4 gegen Qiu Yike/Cao Zhen (China).

Artikel vom 04.05.2005