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Ganz so schlecht kann
die Welt nicht sein

Große Anteilnahme am Leiden des Papstes


Wenn ein neuer Papst gewählt wird, dann ist dies immer ein Moment des Neuanfangs. Setzt der neu gewählte Papst Altes fort oder setzt er ganz neue Akzente, was es in seiner Macht steht? Der verstorbene Papst nun hat wie nie zuvor die Medien in Griff gehabt. Seine Gesten der Versöhnung, seine mächtigen Worte gegenüber Politikern, seine von Massen besuchten Messen, all das wurde der gesamten Welt durch die Medien kund. Schließlich sagt man ihm auch Wundertaten nach; schon jetzt ist der Papst eine Idolfigur geworden. In wirren Zeiten, in denen die Welt immer mehr zusammen wächst, wollte Johannes Paul II., wie es sein Amt verlangte, für Einheit sorgen. Dies genau hat besonders die weltoffene Jugend dem Papst gedankt, und dank seiner vielen Reisen entsprach sein Weg dieser Weltoffenheit.
Doch im Inneren der Kirche blieb alles beim Alten. Die Kunst des Christentums war es immer, die ewig gültige Botschaft des Jesus von Nazareth aktuell in die jeweilige Zeit und Kultur zu senden, was aber nicht immer angemessen gelang. Viele heutzutage haben nicht verstanden, warum dieser weltoffene Papst nicht für Fortschritt im Inneren der Kirche sorgte. So hat er schlicht ignoriert, unter anderem angesichts des ehelosen Priestermangels in der katholischen Kirche älteren, erfahrenen und verheirateten Männern die Priesterweihe zu geben. Selbst die Ehe des Petrus hatte Jesus nirgendwo aufgelöst (Mk 1,29-31). Zudem hat der Papst nicht klar geklärt, dass Frauen und Männer eine gleichwertige Geistbegabung haben.
Dies haben viele Frauen angesichts der frommen Mariengläubigkeit des Papstes nicht verstanden. Auch der ökumenische Prozess ist in der Substanz nicht vorangebracht worden.
So bleibt manchen Christen zu hoffen, dass nun der neue Papst Benedikt XVI. im Inneren der katholischen Kirche diese Weltoffenheit praktiziert. Ganz so schlecht kann angesichts der großen Anteilnahme am Sterben von Johannes Paul II. die Welt nicht sein. BERNWARD SCHÄFERS33106 Paderborn

Artikel vom 12.05.2005