Von Karl Pickhardt Paderborn (WB). Ein boomendes Auslandsgeschäft beschert der Benteler-Gruppe im Vorjahr eine Gewinnsteigerung um 36 Prozent auf 98 Millionen Euro. Der Konzernumsatz kletterte um 21 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro. Trotz der kräftigen Gewinnsteigerung strebt der Automobilzulieferer weiterhin Kostensenkungen von jährlich 35 Millionen Euro an.
Bis zum Sommer möchte Konzernchef Hubertus Benteler die Kuh vom Eis haben und in Verhandlungen mit den Tarifpartnern für etwa 6000 Mitarbeiter an allen acht deutschen Automobiltechnik-Standorten nach dem Vorbild des Bielefelder Werkes die Wochenarbeitszeit von jetzt 35 auf 39,5 Stunden ohne Lohnausgleich erhöhen. In Ostwestfalen-Lippe arbeiten in Bielefeld (417), Paderborn (2350), Warburg (700) und Kleinenberg (350) mehr als 3800 Menschen in der Automobilsparte. Bei der Vorlage der Jahresbilanz 2004 bot Benteler gestern erneut eine Beschäftigungsgarantie für die nächsten fünf Jahre an. Am Urlaubs- und Weihnachtsgeld will das Paderborner Unternehmen nicht rütteln. Allerdings stehe der Treue-Urlaub für langjährige Mitarbeiter zur Disposition. Der deutsche Markt bleibt auch für Benteler schwierig. Die Hälfte der weltweit 19 100 Mitarbeiter in 34 Ländern finde seinen Arbeitsplatz in Deutschland, das jedoch nur 17 Prozent des Gewinns erwirtschafte. Die Investitionen in deutsche Standorte überstiegen mittlerweile die Gewinne. Gleichwohl hält Benteler am Standort Deutschland fest. Allerdings seien Kostensenkungen insbesondere in der Automobilsparte - das Herzstück des Konzerns - erforderlich. Neben einem neuen Werk in Düsseldorf baut die Benteler Automobiltechnik jedoch auch im Ausland im tschechischen Rumburk, im spanischen Palencia und im amerikanischen Opelika (Alabama) neue Werke. Die Gesamtgruppe hat im Vorjahr 172 Millionen Euro investiert - jeden dritten in Deutschland. Benteler gehört zu den 50 größten deutschen Industrieunternehmen und ist weltweit die Nummer 25 unter den Automobilzulieferern. Der Konzern mit den drei Geschäftsfeldern Automobiltechnik, Stahl/Rohr und Handel peilt in diesem Jahr beim Umsatz die Fünf-Milliarden-Euro-Grenze an. Dabei ruhen die Hoffnungen erneut auf dem Auslandsgeschäft, das schon im Vorjahr mit 71 Prozent den Konzernumsatz trug. Im deutschen Markt wurden die Umsatzerwartungen bereits im ersten Quartal verfehlt. »Ohne Ausland könnten wir in Deutschland nicht investieren«, meinte Benteler-Vorstand Siegmund Wenk. Das 129 Jahre alte Unternehmen hat im vergangenen Jahr weltweit 965 Mitarbeiter (137 in Deutschland) eingestellt. In der Gesamtgruppe finden 6200 Menschen in Ostwestfalen-Lippe (darunter 4900 in Paderborn) und 9323 Mitarbeiter in Deutschland Lohn und Arbeit. Die Benteler-Gruppe bleibt ausbildungsfreudig: Jährlich mehr als 350 junge Menschen werden im Aus- und Weiterbildungszentrum am Hauptsitz in Paderborn im Metall-, Elektro- IT- und kaufmännischen Bereich ausgebildet.
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