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Spezielle Tiefziehteile von höchster Präzision

Euscher nimmt den Standort Deutschland als Herausforderung an - Qualifizierte Mitarbeiter

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Ewald Euscher GmbH & Co. KG.

»Der Standort Deutschland ist eine große Herausforderung. Wir haben sie angenommen«, sagt Jens Euscher-Klingenhagen (45). Der Standortfaktor Mitarbeiter ist ein maßgeblicher Beitrag zur Entscheidung der dritten Generation im Familienbetrieb, den Weltmarkt mit Tiefziehteilen in höchster Präzision auch weiter aus Deutschland zu versorgen. Hoch entwickelte Technologie, gute Prozessabläufe und die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter sind schlagende Argumente für Entwicklung und Fertigung am Teutoburger Wald, auch wenn erste Kunden im Zulieferbereich längst aus China locken.
Die Ewald Euscher GmbH & Co. KG fertigt, international ausgerichtet und hochspezialisiert, Präzisionstiefziehteile für Verbrauchs- und Gebrauchsgüter und beschäftigt 230 Mitarbeiter an zwei Standorten in Bielefeld. Euscher, 1924 von Ewald Euscher bereits als Zulieferer der heimischen Metallindustrie gegründet, gehört heute zu den weltweit größten Anbietern von Metallkomponenten für Aerosol- und Pumpzerstäuberventile. Vor 50 Jahren war es den Bielefeldern als Pionier gelungen, Ventilteller für Spraydosen als Tiefziehteil herzustellen.
Früher vielseitig lokal gestartet, ist man heute vielseitig global tätig. Kosmetik- und Pharmaindustrie gehören zu den größten Verbrauchern. Euscher liefert viele Millionen der ein Zoll großen Ventilteller aus Metall, die bei den Zulieferern zu kompletten Sprühköpfen für Deo- oder Lackspray komplettiert werden. Unter dem Strich teilen sich die Produktgruppen Verpackung (Zerstäuber) und Technik (Auto/Elektronik) je zur Hälfte das Umsatzvolumen. Allein von den Tellern für Zerstäuberventile liefert Euscher jährlich 900 Millionen Stück, der Gesamtausstoß beläuft sich auf 1,25 Milliarden.
Perfekte Logistik ist ein schlagkräftiges Argument für die Bielefelder, während im Autozulieferbereich höchste Präzision und aktuellste Zertifizierung des Managementsystems unverzichtbar sind. Euscher liefert Teile für die Lambda-Sonde an Katalysatoren ebenso wie Teile der Airbag-Technik und für neueste Diesel-Generationen mit Rußfilter.
Seit Anfang der dreißiger Jahre ist Euscher in der Johanneswerkstraße ansässig. Der Industriestandort mit Miele, Stadtwerken, Wolff und Holste wird vielfach unterschätzt, findet Euscher, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jörn (38) die Firma führt und eben die Weichen für die Zukunft gestellt hat. Die enge Partnerschaft mit Kunden und die frühe Einbindung in die Entwicklungsarbeit waren von jeher höchstes Gut des Familienbetriebs, dessen Verwaltung und hochmoderne Denkfabrik nach wie vor an der Johanneswerkstraße zu finden ist - zusammen mit Prozessentwicklung, Werkzeugbau und 40 Prozent der Produktion. Die anderen 60 Prozent Fertigung erfolgen in Vilsendorf.
Ausgezeichnete Resonanz gab es für die erfolgreichen Brüder gerade erst in Hannover. Bei der Industriemesse stellten sie die strategische Partnerschaft für neue Ideen mit der Hiddenhausener Kunststoffverarbeitung Krallmann GmbH vor. Die Synthese des beiderseitigen Know-how soll neue Marktsegmente für Kunststoff-Metallhybridteile erschließen. Hauptzielrichtung ist die Automobilindustrie, wo der Bedarf an innovativen, integrierten Lösungen stetig wächst. Zwei spezielle Fachkräfte repräsentieren bei Euscher das strategische Ziel der Entwicklungspartnerschaft.
Global ausgerichtet und noch spezialisierter als bislang sieht Jens Euscher-Klingenhagen sein Unternehmen in zehn Jahren. Qualifizierte Mitarbeiter sind wohl auch 2015 das höchste Gut am Standort Bielefeld. Damit die eigene Ausbildung zu Werkzeugmechanikern bereits in der Berufsfindung optimiert wird, haben die Euschers eben eine Schulkooperation mit der heimischen Luisen-Realschule besiegelt.

Artikel vom 18.05.2005