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Bunten Melodienstrauß serviert

Matinee mit Michaela Ataalla-Eisenmeier und Lilia Ziwziwadze

Von Jutta Albers
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Zu einem zweiten sonntäglichen Matineekonzert in diesem Jahr hatte der Kulturkreis des Sennestadtvereins am 1. Mai eingeladen. Mit Michaela Ataalla-Eisenmeier präsentierte sich erstmals in diesem Rahmen eine in Sennestadt aufgewachsene junge Künstlerin, die mit einer hervorragend geschulten Sopranstimme mit einem fast den akustischen Rahmen des Vortragssaals sprengenden Volumen die Zuhörer überraschte.

Die Geschmeidigkeit der Simmführung, nahtlose Registerwechsel, gut geformte Übergänge, ein schönes Legato und hervorragende Atemtechnik weisen auf italienische Vorbilder und die gute pädagogische Schule von Gertrud Strüh-Dippold hin.
Das Programm, das die Sängerin für diese Matinee zusammengestellt hatte, war ein sehr bunter Strauß bekannter Lieder und Arien aus Oper und Operette quer durch die Jahrhunderte. Auch wenn es keinen inhaltlichen oder chronologischen »roten Faden« gab, hatten die Zuhörer an diesem sonnigen Maimorgen ihre Freude an einer kultivierten schönen Stimme und einem sensibel gestalteten Klavierpart.
Die in Bielefeld lebende und aus Georgien stammende Lilia Ziwziwadze präsentierte sich überraschend als eine überaus kompetente Begleiterin, die nicht nur sensibel auf den Vokalpart einging, sondern auch durch impulsgebende Mitgestaltung Akzente setzte.
Populäres aus der Schatztruhe barocker Literatur erklang zu Beginn - »Caro mio ben« von Tommaso Giordano und das lyrische »Amarilli« von Caccini. Zwei Arien aus Opern von Händel - aus »Alcina« oder das bekannte »Lascia chÕio pianga« mit dem ausdrucksvollen Rezitativ aus »Rinaldo« umrahmten das elegische Vaga Luna des italienischen Romantikers Vincenzo Bellini.
Der musikalischen Gestus barocker Klage, der auch in Purcells »Dido and Aeneas« gefordert ist, wurde von Michaela Ataalla-Eisenmeier besonders intensiv eingebracht. Da fiel es fast schwer, auf Mozarts kecken Cherubim umzuschalten. Mit dem innigen »Caro mio babbino caro« (Väterchen, teures, höre) aus Puccinis Gianni Schicchi klang der erste Programmteil aus.
Noch kühner zusammengestellt war die Werkfolge des zweiten Konzertteils, wo klassisches Liedgut mit unterhaltsamer Operette kombiniert wurde. Schätze wie Schuberts »Leise flehen meine Lieder«, von Hugo Wolf die beiden Möricke-Lieder »Der Gesang Weylas« und »Verborgenheit« und Beethovens schlichtem »Ich liebe dich« folgten Operettenmelodien von Robert Stolz und Paul Abraham (!). Die hochmusikalische, stimmlich überzeugende Darbietung - eine exzellente Artikulation machten jedes Textblatt entbehrlich - versöhnten etwas mit dieser mehr als ungewöhnlichen Kombination.
Das Publikum bedankte sich für eine beeindruckende sängerische und auch pianistische Leistung und wurde mit einer Operettenzugabe belohnt.

Artikel vom 04.05.2005