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Die Schwester der
»Luise« ist 50 Jahre alt

Ein halbes Jahrhundert Gertrud-Bäumer-Schule

Von Michael Schläger (Text) und
Carsten Borgmeier (Fotos/Repro)
Bielefeld (WB). Die Schülerarbeit eines zehnten Jahrgangs im Fach Kunst ziert Einladung und Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Gertrud-Bäumer-Schule. In kleinen Quadraten haben die Jugendlichen ihre Wünsche und Vorlieben skizziert. »So bunt wie das Bild, so bunt ist auch unser Schulleben»«, sagt Rektorin Evelyn Molle. Sie hofft, dass einiges davon bei den Jubiläumsfeierlichkeiten vom 2. bis zum 4. Juni vermittelt werden kann.

Am 1. April 1955 war die heutige Gertrud-Bäumer-Schule als »2. Städtische Mädchenschule« gegründet worden. Sie ging aus der Luisenschule hervor, die in jenen Jahren aus allen Nähten platzte. 1139 Schülerinnen hatte sie zuletzt gezählt. 646 von ihnen wurden schließlich mit Beginn des Schuljahres 1955/56 der neuen Schwesterschule zugeschlagen. Doch das bedeutete noch nicht, dass die Schule auch ihr eigenes Gebäude hatte. »An der Luisenschule gab es Schichtunterricht«, berichtet die heutige Rektorin aus der Schulchronik, die in jenen Anfangsjahren in dicken Kladden geführt wurde.
Acht Jahre dauerte es, bis das Provisorium ein Ende hatte und im Grünzug an der Stapenhorststraße, gleich hinter der Alm, zum Schuljahr 1963/64 das neue, großzügige Schulgebäude bezogen werden konnte.
Ihren heutigen Namen hatte die Schule bereits 1956 erhalten. Am 25. Januar jenes Jahres hatte der Stadtrat der Benennung nach Gertrud Bäumer, der Politikerin und Frauenrechtlerin aus der Weimarer Zeit, zugestimmt. Die in Hohenlimburg geborene Frau, die als erste die Position einer Ministerialrätin in einem Ministerium bekleidet hatte, war zwei Jahre zuvor in den von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel verstorben.
Der Förderung von Mädchen und jungen Frauen fühlt sich die Schule bis heute verpflichtet. »Das gilt inzwischen in gleicher Weise natürlich auch für Jungen«, sagt Rektorin Molle. 1978 öffnete sich die bis dahin reine Mädchenschule auch für Jungs. Heute verteilen sich die Geschlechter je zur Hälfte auf die insgesamt 570 Schülerinnen und Schüler. Zum Kollegium der Schule gehören 35 Lehrerinnen und Lehrer.
Neben der gezielten Mädchen- und Jungenarbeit nimmt die Vorbereitung auf das Berufsleben breiten Raum im Schulprogramm ein. Ein dreiwöchiges Betriebspraktikum ist obligatorisch. Regelmäßig bietet die Agentur für Arbeit Beratungsstunden an. Eine Besonderheit der Schule: Das Fach Technik wird auch als Hauptfach unterrichtet.
»Ausbildungsbetriebe schätzen nach wie vor den Realschulabschluss«, erläutert Evelyn Molle. War die Mittlere Reife früher in der Regel Grundlage einer Ausbildung zum Kaufmann, bei Banken oder in einem technischen Beruf, so ist die Fachoberschulreife heute meist Grundlage einer weiteren schulischen Qualifikation. Molle: »Sehr viele streben doch noch das Abitur an.«
In der Zukunft soll das verlässliche Ganztagsangebot ausgebaut werden. Bisher wird das den Fünftklässlern einmal in der Woche angeboten. »Die große Nachfrage zeigt, dass dort weiterer Bedarf besteht«, sagt Evelyn Molles Stellvertreterin Angelika Ostermeier. Deshalb ist an eine Ausweitung schon im kommenden Schuljahr gedacht.
Überrascht war die Rektorin über die große Resonanz, die die Einladung zum Ehemaligentreffen aus Anlass des Jubiläums am Samstag, 4. Juni, in den VIP-Räumen der Schüco-Arena hatte. »Wir konnten 400 Karten anbieten. Die waren in zwei Tagen ausverkauft.« Für die Schulleiterin ein Zeichen dafür, dass sich viele auch nach dem Ende der Schullaufbahn ihrer alten Schule verbunden fühlen. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, wird beim Schulfest am Freitag, 3. Juni (Beginn: 14.30 Uhr), auch ein Ehemaligencafé eingerichtet. »Dort haben alle diejenigen ein feste Anlaufstelle, die keine Eintrittskarten mehr erhalten konnten.«
Eingeleitet werden die Jubiläumsfeierlichkeiten bereits am Donnerstag, 2. Juni, mit einer offiziellen Feierstunde. Sie beginnt um 12 Uhr.

Artikel vom 24.05.2005