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In zwölf Jahren zum Abitur

Neues Schulgesetz bringt Veränderungen an den Gymnasien

Von Andrea Pistorius
Kreis Paderborn (WV). Die Schullaufbahn künftiger Abiturienten wird ganz anders sein als die der jetzigen Pennäler: Auf die gravierenden Veränderungen, die das NRW-Schulgesetz zum neuen Schuljahr vorschreibt, haben sich die Gymnasien und Gesamtschulen im Kreis Paderborn längst eingestellt.

Die entscheidende Neuerung ist die Verkürzung der Schulzeit von insgesamt dreizehn auf zwölf Jahre; die Oberstufe mit ihrem Kurssystem, die direkt auf die Abiturprüfung vorbereitet, wird dadurch auf 24 Monate reduziert. Der Lernstoff eines Jahres wird allerdings nicht einfach gestrichen, sondern auf die verbleibende Zeit verteilt. Für alle Jahrgänge gilt daher: Längere Unterrichtszeit pro Woche, also auch Schule am Nachmittag oder Samstag. Fünftklässler werden auf eine 30-Stunden-Woche kommen, Zehntklässler maximal 34 Stunden büffeln.
Die Schulen müssen in Folge des neuen Gesetzes ihre Unterrichtsziele neu definieren und Unterrichtspläne jahrgangsweise komplett überarbeiten, aber auch organisatorische Fragen klären: Wo können Schüler demnächst ihre Mittagspause verbringen und wer wird sie dabei beaufsichtigen? Sind noch Klassenfahrten möglich, wenn der Lernstoff in kürzerer Zeit als bisher durchgepaukt werden muss?
Neu sind zum Schuljahrsende 2007 auch landeseinheitliche Prüfungen: eingeführt werden das Zentralabitur und eine Abschlussprüfung in Klasse 10 (eine Lernstandserhebung in Klasse 9 gibt es bereits). Ziel ist die Standardisierung der schulischen Bildung und Qualifikation.
Auf den Erwerb internationaler Kommunikationsfähigkeiten wird künftig besonderer Wert gelegt. Gymnasiasten und Gesamtschüler müssen sich deshalb bereits in Klasse 6 für die zweite Fremdsprache entscheiden, in Klasse 8 folgt die dritte. In manchen Schulen werden Alternativen wie Informatik oder Natur- und Gesellschaftswissenschaften angeboten.
Neu für die Klassen 5 und 6 ist auch die Zusammenfassung der Fächer Biologie, Physik und Chemie in die Unterrichtseinheit »Naturwissenschaften«. Diese Verordnung hat an vielen Schulen Unverständnis ausgelöst, da kein Fachlehrer als Allrounder ausgebildet ist und allgemein erwartet wird, dass der Unterricht in »Naturwissenschaften« auch in den nachfolgenden Klassen fortgesetzt wird. Das bedeutet, dass Biologen künftig die Entstehung von Elektrizität erklären und Chemiker Sexualkunde unterrichten.
Schwierig wird die Komprimierung der Oberstufe auf zwei Jahre für Jugendliche, die von der Realschule oder Hauptschule zum Gymnasium wechseln. Sie können in einer Vorbereitungsklasse zusammengefasst werden, die sie auf das Leistungsniveau der gleichaltrigen Pennäler trimmt und für das Kurssystem fit macht. Nach einem Jahr können sie in die Klasse 11 und damit in das reguläre System einsteigen.
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Artikel vom 05.05.2005