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Neblige Stille - und die See
schwemmt einen Toten an

Neuer Roman im WESTFALEN-BLATT - ein Kriminalfall aus dem Jahr 1894

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Man hat seine Ruhe auf der Hallig Nordmarsch-Langeneß. Doch eines Tages schwemmt die See einen Toten an. Und Sönke Hansen vom Preußischen Wasserbauamt Husum bekommt Ärger. Am Donnerstag beginnt der neue Roman im WESTFALEN-BLATT: »Mit der Flut kommt der Tod«.

Mordermittlungen auf einer Hallig? »Keineswegs abwegig«, versichert Kari Köster-Lösche. »Wenn der Wind einschläft und der Nebel dicht über den Warfen liegt, wenn ringsum Totenstille herrscht - dann bietet sich so ein Flecken Land für einen Krimi geradezu an.« Die 59-jährige Schriftstellerin schreibt sogar schon am zweiten Fall des Wasserbauinspektors (»Der Austern-Mörder«), der vielleicht zum Jahresende in den Buchhandlungen liegen wird. Es sollen jedoch drei Morde sein, die Sönke Hansen aufklärt - »ob's mehr werden, hängt vom Zuspruch der Leser ab«, sagt Kari Köster-Lösche.
Bisher sind die Verkaufszahlen ermutigend; was wunder bei einer Autorin, deren Spezialgebiet die überall beliebten historischen Romane sind. Angefangen hat die promovierte Tierärztin zwar mit einem Sachbuch über nordfriesische Langhäuser, »weil mein Mann und ich uns so eines gekauft hatten und nicht wussten, wie wir es originalgetreu restaurieren sollten«, aber dann ging die gebürtige Lübeckerin mit den Wikingern auf die Raubzug: »Das Drachenboot«, Teil 2 der Trilogie, die mit dem »Thorshammer« begann und mit der »Bronzefibel« endete, kommt jetzt neu heraus.
»Die Figuren in meinem Sönke-Hansen-Krimi haben keine realen Vorbilder«, erklärt Kari Köster-Lösche. »Das könnte ich mir hier auf Langeneß, wo ja nur gut 100 Menschen auf 18 Warfen leben, gar nicht leisten. Aber den geschilderten Typen begegnet man hier natürlich auf Schritt und Tritt.«
Warfen übrigens, die auf anderen Halligen Warften heißen, sind künstliche Erdhügel, auf denen Häuser und Kirchen erbaut werden. Erbaut wurden, um genau zu sein: »Wir hatten Glück, dass wir vor elf Jahren ein halb verfallenes Haus kaufen konnten, denn Neubauten werden hier längst nicht mehr genehmigt.« Und die Halligen sind reines Schwemmland, ohne »Geestkern« wie richtige Inseln, das heißt, sie haben keinen soliden steinernen Sockel.
Für das Buch »Mit der Flut kommt der Tod« hat Kari Köster-Lösche lange recherchiert, und das Jahr 1894 hat sie mit Bedacht zum Zeitpunkt der spannenden Ereignisse gewählt: »Damals begann der langwierige Prozess der Befestigung der damaligen Doppelhallig Nordmarsch-Langeneß, die erst gut 30 Jahre später weitestgehend abgeschlossen war.« Derzeit legen die Deichbauer allerdings nach und ziehen einen zweiten Schutzring um das Land.
Zwei kleine Einwürfe: Die an einer Stelle erwähnten Zeppeline erhoben sich erst 1900 in die Luft. Und die mehrfach zum Zahlungsmittel erklärten »Reichstaler« verschwanden nach der Münzreform 1872/78 aus dem Umlauf.
Ansonsten jedoch erweist sich Kari Köster-Lösche als profunde Kennerin der Materie. Die vielseitig interessierte freie Schriftstellerin führt auch gerne Touristen durchs Watt, wobei das während der »Groten Mandränke«, der furchtbaren Sturmflut des Jahres 1362, versunkene Rungholt meist besonderes Interesse findet.
»Touristen nehmen wir gerne auf«, sagt Kari Köster-Lösche - auch in ihrem eigenen Heim, das zu einem Museum für Wattfunde geworden ist. Wer dank Sönke Hansen auf den Geschmack gekommen ist, informiert sich unter www. ferien.unterm.reetdach.homepage.ms im Internet. Mehr zu Kari Köster-Lösche findet sich unter //home.t-online.de/home/koeloe/ im Netz.
Wer allerdings erwartet, dort etwas über das Schicksal von Sönke Hansens Verlobter Gerda Rasmussen zu erfahren - keine Chance! Dann in den nächsten Krimis? »Mal sehen . . .«, antwortet die Autorin, wortkarg, wie sich die Norddeutschen gerne geben.
Kari Köster-Lösche: Mit der Flut kommt der Tod; Droemer-Verlag München 2004, 354 Seiten, 18,90 Euro.

Artikel vom 07.05.2005