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Bilderbogen: Aus
Ruinen zur Schönheit

Ausstellung »Zerstörung und Wiederaufbau«

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Ich bin leidenschaftlicher Bielefelder, und alles, was ich in dieser Ausstellung zeige, habe ich selber miterlebt und mitdurchlitten.« Der bekannte Fotograf Günter Rudolf präsentiert in der Sparkasse an der Stresemannstraße »Zerstörung und Wiederaufbau - 60 Jahre danach«.

In diesen Tagen und Wochen, da das Gedenken an das Kriegsende eine große Rolle spielt, entzieht sich auch Günter Rudolf dem Thema nicht und zeigt seine Aufnahmen der einstigen Ruinenstadt am Teuto. Allerdings bleibt der Fotograf, der damals an der Goldstraße wohnte, nicht in der Vergangenheit stehen, sondern führt eindrucksvoll vor, welches Schmuckstück die Bielefelder in sechs Jahrzehnten harter Arbeit aus ihrer Stadt gemacht haben.
Die Ausstellung, die bis zum 24. Mai zu den üblichen Geschäftszeiten zu sehen ist, wurde in enger Kooperation der Sparkasse mit der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund erarbeitet; die redaktionelle Organisation lag in den Händen von Wilfried Burmann. »Wir mussten mein Wohnzimmer leerräumen, um die Schau maßstabsgerecht konzipieren zu können«, sagt Burmann - und der Aufwand hat sich gelohnt, denn anhand aussagekräftiger Hauptzeilen und informativer Begleittexte wird der Betrachter wie an einem Ariadnefaden klug durch die komplexe Thematik geleitet.
Von den Dokumenten der zerbombten Stadt (ergänzt um einige Farbfotos vom Luftangriff am 30. September 1944) über die Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen 1955, vom reichen Kulturleben, das zunächst vor allem ein Kino-Erlebnis war, über die Gründung der Sennestadt bis zu den schmucken Bauten der Jetztzeit reicht der Bilderbogen, der ein ereignisreiches Stück Heimatgeschichte ganz unmittelbar begreifbar macht. »Aus Erfahrung mit früheren Ausstellungen mit Günter Rudolfs qualitätsvollen Fotos rechnen wir auch diesmal mit großer Resonanz des Publikums«, sagt Manfred Brinkmann, Pressesprecher der Sparkasse.
Sehr erfreut und dankbar über die harmonische Zusammenarbeit mit Sparkasse und Künstler zeigte sich Jürgen Upmeyer bei der Eröffnung. »Wer diese Bilder gesehen hat, geht bewusster durch Bielefeld«, versicherte der Geschäftsführer von Haus & Grund, dessen Institution zu den ersten gehörte, die nach 1945 den Wiederaufbau tatkräftig in die Hand nahmen. »Die Schau würdigt nicht zuletzt die Leistung ihrer Mitglieder«, ergänzte Wolfgang Redeker, stellvertretender Vorsitzender von Haus & Grund.
»Und schauen Sie mal, wie glücklich man damals war, wenn man nur einen Apfel geschenkt bekam«, sagt Rudolf und weist auf eines seiner Fotos, das in der Zeit des Mangels entstand, die sich die Jungen heute kaum mehr vorstellen kann. Atmen Sie den Charme der frühen Jahre, als Max Schmeling und Peter Frankenfeld die Stadt besuchten, als Franz Josef Strauß und Willy Brandt hier Wahlkampf machten. Fahren Sie über die Verkehrsachsen, über Ostwestfalendamm, U-Bahn und Intercity, besuchen Sie die Bielefelder in ihren Wohnquartieren und begleiten Sie sie bei ihren Sonntagsausflügen.
So wird Geschichte anschaulich.

Artikel vom 03.05.2005