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Kalt erwischt vom Kalten Krieg

Fischer in der Zwickmühle


Eine solche friedenspolitische Koalition hat es wohl noch nie gegeben. Sie reicht von FDP-Chef Guido Westerwelle über Grünen-Vorfrau Claudia Roth bis Greenpeace - und Joschka Fischer steht im Abseits.
Dabei ist die Abrüstungskonferenz in den USA ureigenes Terrain des deutschen Außenministers. Sein Problem: Alle Kräfte daheim in Deutschland sind sich einig in dem Wunsch nach dem möglichst schnellen Abzug von 150 Atomwaffen aus Deutschlands Westen. Nur, Fischer kann fachlich nichts bewirken. Weder darf er rhetorisch in die große Anti-Atomwaffen-Front einschwenken noch vermag er im Zusammenspiel mit UN-Generalsekretär Kofi Annan oder US-Präsident George Bush »Erfolge« - welcher Art auch immer - vorzuzeigen.
Fischer tut, was er immer macht in solchen Fällen. Er weicht auf Nebenschauplätze aus und trifft sich beispielsweise mit den Iranern. Das ist allemal gut genug für ein Foto ohne Unterzeile.
Dabei sind die in Deutschland stationierten US-Waffen im wahrsten Wortsinne von der Geschichte überholt und sogar abgehängt worden. Die Überbelibsel der Blockkonfrontation mitten in Deutschland zielen inzwischen auf die vielen neuen Partner im Osten. Das darf nicht sein. Fischer muss sich deshalb nicht nur fragen lassen, was er jetzt tun will. Er wird auch erklären müssen, warum er dieses Problem nicht viel eher diplomatisch angegangen ist.Reinhard Brockmann

Artikel vom 03.05.2005