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Leitartikel
Marx-Leid und Tier-Liebe

Gift drauf nehmen - besser nicht!


Von Rolf Dressler
Urvater Brehm, der Alfred, würde sich in diesen flammenden Anti-Kapitalismus-Tagen vermutlich nur schwer zurechtfinden - oder kräftig die Nase rümpfen.
Eines ist indessen absolut gewiss: Brehms weltberühmtes »Tierleben« braucht trotz Franz Müntefering auch in den nächsten hundert Jahren garantiert nicht umgeschrieben zu werden. Denn beim Griff zur Klassenkampf-Keule haben sich schon ganz andere Potentaten die Finger versengt. Und so mancher war plötzlich winzig klein sogar mit Hut, als er der Werkzeugkiste des Menschheitsverderbers Karl Marx total ernüchtert wieder entstieg.
Von Münteferings »Heuschrecken« ist es übrigens nur ein Katzensprung bis zu Ratten, Schmeißfliegen und Parasiten. Was für ein unappetitlich-rustikaler Brehm-Verschnitt. Genau diesen Erreger-Effekt hatte der SPD-Vormann jedoch hervorkitzeln wollen, als er buchstäblich mit gefletschten Zähnen loslegte. Eine Steilvorlage und ein gefundenes Schlachtfest-Mahl für die DGB-Spitze: trotz fauler Eier gegen »Münte« Schulterschluss mit der Kanzler-Partei mitten im NRW-Wahlkampf.
Erfreulicherweise will sich die große Mehrheit der Bürger aber ganz offenbar nicht der Propaganda-Verdummung anheimgeben. Sie vertraut lieber der eigenen nüchternen Wahrnehmung:
- Anheizer Müntefering wie Ge- werkschaftsbosse unterscheiden nämlich spätestens seit ihren 1. Mai-Attacken gar nicht mehr. In einem Aufwasch nehmen sie »Heuschrecken« und »Plattmacher«, vor allem aus den bösen USA, und pauschal »die« Unternehmer aufs Korn.
- Noch verheerender kann Abschreck-Werbung gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland kaum wirken. Und der von Freunden und Gegnern arg gerupfte Superminister Wolfgang Clement gibt sich und seine Rot-Grünen beinahe der Lächerlichkeit preis, wenn er die Welt wissen lässt: »Von jetzt an werden wir niemals mehr die 5-Millionen-Arbeitslose-Grenze überschreiten. Da können Sie Gift drauf nehmen!«
Gift? Besser nicht, werden da viele bei sich denken. Die Geister freilich, die Mephisto Müntefering rief, drücken nun auch schon Ka- trin Göring-Eckardt, die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag. In Notbremser-Manier sieht sie sich - wahrlich zu Recht - dringlich genötigt, »die« Wirtschaft als Ganzes vor inzwischen völlig entgleister Kritik von SPD, Grünen und Gewerkschaften öffentlich in Schutz zu nehmen. Unternehmen, sagt sie, müssten, man denke, durchaus »Gewinne machen dürfen, sonst gibt es keine Arbeitsplätze«!
Es ist lobenswert, an diese be- triebs- und volkswirtschaftliche Grundweisheit zu erinnern. Denn zumindest in früheren Zeiten sollen rot-grün glühende Klassenkämpfer ja der kuriosen Vorstellung angehangen haben, dass unternehmerisches Tun von dem absurden Urtraum »Umsatz gleich Gewinn« beflügelt werde...
Es liegen Abgründe zwischen »Müntes« und Karl Marx' »Kapital« und Alfred Brehms Tierleben.

Artikel vom 03.05.2005