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Verwegene Kosaken
und feurige Andalusier

Pferde-Gala »Apassionata« begeistert Tausende

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Atemberaubende Akrobatik im Sattel, die Majestät der Hohen Schule, stille Romantik und eine Portion Komik vereinten sich in der Galashow der Pferde: Bei drei Auftritten am Wochenende begeisterte »Apassionata« mit der »Ovations Tour« Pferdefreunde in der Seidensticker-Halle.

Leider war das Star-Tandem verhindert: Die Dressur-Championesse Ulla Salzgeber musste wegen einer Beinverletzung ihres Hengstes »Rusty« absagen, aber das Programm unterhielt auch ohne die beiden blendend. In 14 Nummern führten Reiter, die im Sattel geboren zu sein scheinen, ihre vierbeinigen Stars in allen Gangarten durch die Arena, stolze Andalusier-Hengste und Lusitanos, mächtige schwarze Friesen und kaum kniehohe Ponys, gertenschlanke Araber und kompakte Quarterhorses, die bevorzugte Rasse der US-Cowboys.
Federleicht schwebt eine Dame ins Rund, und mit eleganten Schrittwechseln, auf verspielter Traversale entführt das Tier seine Reiterin in einen süßen Traum vom Elfenkönig - da bricht ein gepanzerter Reiter in die Idylle, verlegt der Schönen den Weg und beginnt einen Flirt zu Pferde. Mit bewundernswertem Geschick lässt der Ritter seinen Hengst auf der Hinterhand kreisen und erobert nicht nur seine Herzdame, sondern auch das Publikum im Sturm.
Von Bild zu Bild steigert sich der Schwierigkeitsgrad, und nicht nur die ganz Kleinen auf den Rängen machten große Augen: Wie schaffen es die Reiter bloß, ihre vierhufigen Partner mal einhändig, mal ganz ohne Zügel oder gar im Handstand neben dem Sattel durch den Parcours zu leiten? Die Kosaken, verwegene Gesichter unter Fellmützen, scheinen ihre Pferde mit Turngeräten zu verwechseln, und die US-Ladys führen, immer knapp vor der Bande, die spektakulären Sliding Stops aus, bei dem die Tiere aus vollem Galopp zum Stehen kommen, indem ihre Hinterläufe bremsend zwei tiefe Furchen in den Sand ziehen.
Samt und Brokat glänzen mit dem Fell der Pferde um die Wette, wenn zu klassischer Musik die Figuren der Hohen Schule vorgeführt werden. Luisa Lorca durchmaß auf »Love« Passagen das sandige Areal in Piaffen, Pirouetten und Galoppwechsel, die selbst einer Ulla Salzgeber Respekt abgenötigt hätten. Frenetisch beklatschten die Zuschauer die Horseball-Nummer, bei der sich sechs wagemutige Reiter in zwei Teams eine mit Griffen versehene Kugel zuwarfen - eine Art superschnelles (und dabei extrem wendiges) Handball zu Pferde.
Ruhepunkte boten die humoristischen Einlagen, an erster Stelle der Esel Coco, der seinen Trainer Laurant Jahan mit seinen Eskapaden ein ums andere Mal im Regen stehenließ. Sehr witzig auch das Formel-1-Rennen mit 1 PS zwischen den »Roten« und den »Silberpfeilen« von Perpedes: Zwei allerliebste Ponys kreisten mit ihren »Piloten« im sulkyartigen Gefährt ins Runde, beim Boxenstopp wurde Hafer nachgetankt.
Unheimliche Mönche mit lodernden Fackeln entzünden ein flammendes Kreuz, durch das (zur »Carmina Burana«) unerschrockene Pferde traben, während die Sopranistin Arndis Halla aus Island die Arie der Königin der Nacht (»Zauberflöte«) anstimmt.
Fazit: Die Auto-Reklame zu Beginn war überflüssig, ein paar Getränkestände mehr hätten nicht geschadet, aber davon abgesehen bietet »Apassionata« mit dem unaufdringlichen Moderator Gerhard Schmidt-Thiel 150 Minuten schwungvolle Kurzweil.

Artikel vom 02.05.2005