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Starker Drang
ins Ausland

Zwischenbilanz der EU-Erweiterung

Essen/Stuttgart (dpa). Jedes fünfte mittelständische Unternehmen in Nordrhein-Westfalen plant ein Jahr nach der EU-Osterweiterung weitere Produktionsverlagerungen ins Ausland. Dies ist das Ergebnis einer am Samstag vorgestellten Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young.

Jeder zweite der befragten 364 NRW-Mittelständler (55 Prozent) ist bereits mit einem Produktionsstandort außerhalb der deutschen Grenzen vertreten. Fast jedes achte befragte Unternehmen in NRW will an seinem Heimatstandort weitere Arbeitsplätze streichen.
Knapp jedes dritte NRW-Unternehmen (31 Prozent) freute sich über positive Effekte der EU-Osterweiterung wie steigende Umsätze oder den Abbau der Handelsbarrieren. Nur jeder zehnte Unternehmer beklagte dagegen einen wachsenden Kosten- und Konkurrenzdruck. Mit einem Anteil von 58 Prozent zeigte sich jedoch immer noch eine Mehrheit in NRW aktuell von dem Thema nicht betroffen. Bundesweit wurden bei der in diesem Frühjahr durchgeführten Studie 3000 Unternehmen befragt.
Die NRW-Unternehmen zeigten sich von den Folgen der EU- Osterweiterung insgesamt stärker betroffen als Firmen in anderen Bundesländern. Ein Jahr nach der Öffnung spürten nun vor allem Unternehmen in den großen industriellen Bundesländern des Westens die Folgen, sagte Peter Englisch von Ernst & Young in Essen. »In den neuen Bundesländern hatte man sich dagegen bereits seit längerem darauf eingestellt«, sagte Englisch.
Vor allem Handwerker erwarten in den nächsten Jahren Konkurrenz von Firmen aus den neuen EU-Ländern. Allerdings haben die Betriebe im Gegenzug die Möglichkeit, Subunternehmer aus diesen Staaten einzusetzen und so ihre Leistungen billiger anzubieten. Bislang sind die Betriebe wegen der komplizierten Rechtslage noch sehr vorsichtig.
Neben Osteuropa rückt derzeit zunehmend Asien in den Blickpunkt vieler Mittelständler. »Für viele gehört das mittlerweile fast schon zum guten Ton«, sagte Englisch. Ein Engagement etwa in China berge jedoch viele Risiken, wenn man nicht mit den örtlichen Besonderheiten vertraut sei. »Wir sehen die größten Chancen immer noch vor allem in West-Europa und in den EU-Beitrittsländern«, sagte Englisch.

Artikel vom 02.05.2005