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Dr. Markus Merk: »Der
Bauch entscheidet mit«

Fußball-Schiedsrichter spricht vor Jung-Unternehmern

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Was haben Fußballer mit Pinguinen gemein? Sie stellen sich schon mal ein Bein. Was verbindet Schiedsrichter und Unternehmer? Beide müssen entscheiden. »Sicher entscheiden«, betonte Dr. Markus Merk, Deutschlands-Vorzeige-Referee, am Freitag in der Volksbank Brackwede.

Nein, auf das für Bielefeld so wichtige Pokal-Halbfinale des DSC Arminia gegen Bayern München möchte er eigentlich nicht mehr angesprochen werden. Der 43-jährige Kaiserlauterner hat seine Zahnarzt-Karriere im Januar an den Nagel gehängt. Und wenig Lust auf bohrende Nachfragen.
Trotzdem: Beim dritten »Frühstück für junge Unternehmer« kommt auch der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Brackwede nicht umhin, das immer noch brisante Thema anzusprechen. Reinhard Eikel gibt sich diplomatisch: »Schade nur, dass Oliver Kahn in weltmeisterlicher Form den Einzug unserer Arminen ins Endspiel vereitelt hat..
Hat er? Wir erinnern uns an den 20. April. Sekunden vor dem Schlusspfiff in der SchücoArena, die Bayern führen 1:0. Benjamin Lense »foult« Claudio Pizarro Ñ Schiedsrichter Merk pfeift Elfmeter. Roy Maakay verwandelt zum 2:0 und schießt den DSC aus dem Pokalwettbewerb. Arminen-Stürmer Delron Buckley kann's nicht fassen und kassiert in der 92. Minute wegen Schiedrichter-Rempelei noch die »Rote Karte«. (Merk über Merk: »Nur Lucky Luke zieht schneller«).
»Es ist wichtig, dass man aus Fehlern lernt«, betont der Träger so gewichtiger Titel wie »Weltbester Schiedsrichter 2004« und »Schiedsrichter des Jahres 2003/04«. Und er räumt ein: »Der Bauch entscheidet wahrscheinlich mit«. Er habe die größten Fehler immer dann begangen, wenn er versucht habe, sich die Situation auf dem Spielfeld nochmal vor seinen Augen vorzustellen. Das Fernsehen liefere immer eine »andere Wahrheit«.
Wichtig sei, sich überhaupt zu entscheiden. Auch in Grauzonen. Und diese Entscheidung dann zu »präsentieren«. Logisch: »Präsentation führt zur Akzeptanz.« Dann probt der international erfahrene »Mann in Schwarz« den Steilpass: »Auf dem Spielfeld muss ich heute Manager sein.« Die Unternehmer nehmen den Ball auf, registrieren wohlwollend, dass »Druck als Antwort auf eine gute Leistung auch Motivation bedeuten« kann.
Regeln vermitteln, Spannungsfelder vermeiden. Das ist auch in der Wirtschaft wichtig. »Natürlich passieren auch Fehlentscheidungen«. Wichtig ist Dr. Merk, dass man daraus lernt. Das 2:1 für beide Mannschaften bleibt sein (unerreichbares) Ziel. Dann das Eingeständnis: »Ich bin kein Roboter, bin nur ein Mensch.«

Artikel vom 30.04.2005