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So ein Käse: Aber gesund ist er

Gutes Essen ist im Wellness-Urlaub wichtig - Besuch der Erlebnis-Sennerei im Zillertal

Von Thomas Albertsen
 Mayrhofen (WB). Es ist ein Stück Lebensqualität und heile Welt, wie sie die Einheimischen und auch die Touristen schätzen. Milchprodukte, die man im Zillertal verzehrt, stammen alle aus lokaler Produktion. Bis zu 40 000 Liter frische Milch geben die Kühe der Bergbauern täglich.

Im Sommer weiden die Rindviecher auf saftigen Almen, im Winter bekommen sie getrocknetes Grünfutter und Getreideschrot. »Die wissen gar nicht, was Silofutter ist«, sagt Ruth Hruzek von der Sennerei in Mayrhofen.
Der Traditionsbetrieb der Familie Kröll hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um die Produktion von Milch und Käse möglichst transparent zu gestalten. So gibt es in Mayrhofen seit 2000 die Erlebnis-Sennerei, ein Vorzeigebetrieb, der dieses Prädikat wahrlich verdient.
Alle Produktionshallen haben im ersten Stock eine breite Fensterfront, die Besuchern ungehinderten Blick auf den Prozess der Käseherstellung bietet.
Ob Zillertaler Graukäse oder Bergtilsiter, Buttermilch oder Topfen - die Angebotspalette lässt keine Wünsche offen. Über kabellose Telefonhörer werden die Besucher an allen Stationen informiert, was die Belegschaft zu ihren Füßen gerade macht.
Die Erlebnis-Sennerei ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Tourismus, den beiden bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.
Besucher sind nur durch eine Glasscheibe vom Käsemeister getrennt, wenn dieser den Jungkäse würzt und in Formen füllt, reifenden Käse verkostet oder die Sauberkeit in den großen Kupferkesseln prüft. Besonders eindrucksvoll ist der Einsatz des Roboters bei der Käsereifung: Die bis zu 50 Kilogramm schweren Laibe werden maschinell aus ihrem Regal genommen, gewendet und mit Salzlake eingepinselt. Trotz des Einsatzes modernster Maschinen: Handarbeit wird nach wie vor groß geschrieben. Und spätestens, wenn es ans Verkosten der frischen Produkte geht, wird den Besuchern deutlich, dass es eigentlich Blödsinn ist, Kühe mit genmanipuliertem Futter zu füttern und die aus der Milch gewonnenen Produkte über Hunderte von Kilometern in einen Supermarkt zu transportieren.
So ist die Erlebnis-Sennerei dann auch mehr als eine Schlechtwetter-Alternative für die Urlauber. Durch die geschickte Bauweise können auch Gruppen bis zu 2000 Personen auf dem Gelände informiert und unterhalten werden. Auf neudeutsch: Die Sennerei wird immer wieder zur »event location«, die die Massen begeistert.
Und nebenher kann man lernen, dass Käse ein vielseitig zu verwendendes Produkt ist. Wie wäre es mit gegrilltem Frischkäse, Käsespätzle, deftiger Graukäsesuppe mit gerösteten Schwarzbrotwürfeln, Frischkäse mit Orangenkaramell oder dreierlei Knödeln mit brauner Butter und gehobeltem Bergkäse?
Auch Kinder sind begeistert von der Sennerei. Zwar mögen sie nicht alle Käsesorten, aber sie amüsieren sich über die Darstellung von Kleopatra im Molkebad ebenso wie über die »Käsefüße«. Sie lernen außerdem, dass es nicht die Mäuse sind, die die Löcher in den Käse fressen - dafür sind die Gärprozesse verantwortlich.

Artikel vom 01.07.2005