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Werner Heuermann auf
Reise in die Vergangenheit

Im Feuerwehrmuseum Bilder des Vaters entdeckt

Von Michael Schläger
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Für Werner Heuermann (81) war der erste Besuch in dem kleinen Museum auf dem Gelände der Hauptfeuerwache am Stadtholz so etwas wie eine Reise in die eigene Vergangenheit. Auf den vergrößerten historischen Fotografien erkannte er seinen Vater Ernst Heuermann wieder, der früh im 20. Jahrhundert in die Bielefelder Berufsfeuerwehr eingetreten war und dort bis zu seiner Pensionierung 1950 Dienst getan hatte.

»Als Kind habe ich mich nie besonders für die Arbeit meines Vaters interessiert«, erzählt Heuermann. Um so eindringlicher war die Begegnung mit den Abbildungen des Vaters viele Jahrzehnte später. Einmal ist er gemeinsam mit seinen Kameradem auf einem Einsatzfahrzeug aus den 20er Jahren zu sehen. Die zweite Aufnahme war 1949 entstanden und zeigt Ernst Heuermann als Sozius auf einem Motorrad vor der 55er-Kaserne, wo die Feuerwache nach dem Krieg zunächst untergebracht war.
Die maßgeblich von Brandoberamtsrat Ewald Eckert zusammengetragene Sammlung offenbarte noch weitere Fotos und Gegenstände, die Werner Heuermann in seine Kindheit zurückversetzten. Etwa die Darstellung der alten Feuerwache am Kesselbrink, dort, wo heute Friedrich-Verleger- und Turnerstraße aufeinander treffen. »Da oben war der Aufenthaltsraum«, zeigt Heuermann auf das Dachgeschoss. »Dorthin habe ich meinem Vater häufig das Essen gebracht.«
Gleich neben der Feuerwache hatte die Stadt für den schon legendären Branddirektor Ritter ein eigenes Haus gebaut, eine der Bedingungen, die Ritter gestellt hatte, damit er nicht ins benachbarte Lippe abwanderte. »Das war ein ganz Strenger«, erinnert sich Heuermann mit Respekt an den Chef seines Vaters. Ritter wurde wegen seiner zahlreichen Patente, unter anderem im Rettungswesen, weit über Bielefelds Grenzen hinaus bekannt.
Heuermann Senior war aber zu einer Zeit im Dienst, in der Feuerwehrleute weit mehr Gefahren ausgesetzt waren als üblicherweise. Während der Bombennächte musste er mit seinem Kameraden ausrücken, um die Feuer einzudämmen und die Menschen aus den Trümmern zu retten. Aber Ernst Heuermann erlebte auch schmachvolle Stunden. Als 1938 die Synagoge, die in unmittelbarer Nähe der Wache lag, brannte, durften die Feuerwehrleute sie nicht löschen, nur dafür Sorge tragen, dass die Flammen nicht auf Nachbarhäuser übergriffen.
Nach seinem ersten Rundgang durch die liebevoll gepflegte Sammlung vor drei Jahren stattete Werner Heuermann, der sein Berufsleben als Angestellter in der Finanzverwaltung verbrachte, dem Feuerwehrmuseum wieder einen Besuch ab. Das ist nach telefonischer Terminvereinbarung auch für Einzelpersonen oder Gruppen möglich. Am kommenden Sonntag, 8. Mai, ist es aber für jedermann von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen gibt es um 10 und um 17 Uhr.

Artikel vom 04.05.2005