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Die eigenwillige Kunst
der Marie-Jo Lafontaine

Riesen-Andrang in der neuen Galerie Samuelis Baumgarte

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Vermutlich kamen mehr als die erwarteten 1600 Gäste zur Eröffnung der neuen, weitläufigen Räume der Galerie Samuelis Baumgarte am Niederwall (Bericht in der Samstagsausgabe). Auch das Interesse am Festprogramm und den Werken der international bekannten Künstlerin Marie-Jo Lafontaine war riesengroß.

Mit nunmehr 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist die Galerie des 38-jährigen Alexander Baumgarte in Ostwestfalen-Lippe singulär. Die Räume von musealer Anmutung ermöglichen es nunmehr, auch raumgreifende Werke wie Videoinstallationen zu präsentieren. In einer skulpturalen und seriell angeordneten Installation zeigt Baumgarte zur Eröffnung die Videoarbeit »The Swing«, eine künstlerisch-filmische Sequenz, die unterschwellig und subtil auf Tabuthemen wie Missbrauch und Pädophilie anspielt.
Desweiteren sind von Lafontaine Porträtarbeiten aus den Serien »Babylon Babies« und »Kinder der Ruhr« zu sehen sowie Fotografiecollagen aus der großformatigen Serie »Lost Paradies«, mit der die belgische Künstlerin kritisch Stellung zu Gen-Manipulationen und den Umgang mit der Natur bezieht.
Lafontaine, die seit 25 Jahren einen Namen im Kunstgeschäft hat und in Deutschland 1987 auf der Documenta VIII mit »Stahltränen« ihren Durchbruch erlebte, hat sich nie um den Mainstream gekümmert, sondern ist sich künstlerisch stets treu geblieben. Die ausgebildete Juristin, bei der sich die Liebe zur Kunst durchsetzte, gilt als Pionierin auf dem Gebiet der Videokunst. Ihre Arbeiten nehmen Bezug auf allgemein existenzielle Bedingungen des menschlichen Daseins. Ihre Werke werden weltweit in den großen Museen und renommierten Galerien ausgestellt.
Neben einem großen kunstinteressierten Publikum ließen es sich namhafte Vertreter aus Kunst, Kultur und Politik nicht nehmen, zur Ausstellungseröffnung und Einweihung der neuen Galerieräume zu kommen. Die bekannte Schauspielerin Gudrun Landgrebe las aus Cees Nootebooms »In den niederländischen Bergen«.
Professor Dr. Dieter Ronte, Direktor des Kunstmuseums Bonn, sowie Professor Dr. Ingeborg Flagge, Direktorin des Deutschen Architektur Museums DAM in Frankfurt, hielten Festvorträge. Ronte würdigte die Werke Lafontaines als Arbeiten, die Fragen aufwürfen und das aktive Sehen von Kunst förderten. Ihre Kunst löse eine Korrespondenz zwischen Betrachter und Werk aus, und der Betrachter schwanke zwischen Abwehr und Verlockung, sagte Ronte.
Ingeborg Flagge ging in ihrem Vortrag auf das Verhältnis von Kunst und Architektur ein und verwies darauf, dass sich die beiden Bereiche in ihrem Autonomiestreben in der Regel ausschlössen. Im Unterschied zur Kunst könne man der Architektur als der dritten Haut des Menschen nicht entkommen, so die Rednerin, die als gelungene Beispiele einer Übereinkunft unter anderem das Felix Nussbaum-Museum in Osnabrück nannte.
Dorthin führt auch das nächste künstlerische Event der Galerie Samuelis Baumgarte. Am 3. Juni soll dort die Schrift-Licht-Installation »Ich bin ein Weltbürger« von Marie-Jo Lafontaine besucht werden. Die Führung ist mit einem anschließenden Dinner verbunden. Anmeldungen werden unter Telefon 0521/17 35 32 entgegen genommen.
Die Neueröffnung der Galerie war auch Anlass, den Blick auf die Bedürftigkeit derer zu lenken, die am Rande der Gesellschaft stehen und unverschuldet in Not geraten sind. Alexander Baumgarte verzichtete daher auf Geschenke und bat statt dessen um eine Spende an die Kongregation der Franziskanerinnen von Salzkotten, die sich in Malawi (Afrika) um Aidswaisen kümmern und einen Kindergarten und eine Schule betreiben. Spenden können noch unter dem Stichwort »Galerie Baumgarte« auf das Konto mit der Nummer 91 30 19 59 05 bei der Volksbank Paderborn, BLZ 472 60 121, überwiesen werden.

Artikel vom 02.05.2005