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Frau mit Geld
ihres Mannes
untergetaucht

Bielefelder verklagt Sparkasse Lemgo

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Eine Bielefelderin soll das Konto ihres Ehemannes geplündert und sich mit 70 000 Euro nach Namibia abgesetzt haben. Der Mann hat die Sparkasse Lemgo (Kreis Lippe) auf Schadensersatz verklagt, weil sie den Zugriff auf das Geld erst ermöglicht haben soll. Gegen die Frau ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft.

Der Bielefelder besaß Anteile des DEKA-Fonds in Höhe von 70 000 Euro. Als die Ehe im vergangenen Jahr in die Brüche ging und sich der Mann im Ausland aufhielt, soll die Frau, die keinerlei Kontovollmachten besaß, die Gunst der Stunde genutzt haben. Ihr wird vorgeworfen, eine Email an die Sparkasse Lemgo geschickt und das Geldinstitut beauftragt zu haben, die Fondsanteile zu verkaufen und das Guthaben auf ein bis dahin kaum genutztes und leeres Girokonto des Ehemannes zu überweisen. Nachdem das Geld dort gutgeschrieben war, soll die Frau sich auf noch ungeklärte Weise die Geheimnummer (PIN) und eine Transaktionsnummer für das Online-Banking (TAN) von ihrem Mann besorgt und das Geld per Computer auf ihr eigenes Girokonto weitergeleitet haben. Kurz darauf waren die Frau und die 70 000 Euro verschwunden. »Vermutlich nach Namibia, wo das Ehepaar lange Zeit eine Farm besessen hat«, sagt Rechtsanwalt Jürgen Peitz, der den Mann vertritt.
Der Anwalt hat in dieser Woche beim Landgericht Detmold Klage gegen die Sparkasse eingereicht und fordert 70 000 Euro plus Zinsen: »In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Geldinstitutes heißt es, dass die Sparkasse aus Sicherheitsgründen keine Aufträge per Email annimmt. Genau das hat sie jedoch getan und damit der Frau erst den Zugriff auf das Geld ermöglicht«, erklärt Jürgen Peitz. Dieses sei umso unverständlicher, als die Email anonym gewesen sei. Auch habe es die Bank nicht für notwendig gehalten, telefonisch Rücksprache mit dem Kontoinhaber zu halten.
Dass der Ehemann PIN und TAN möglicherweise so aufbewahrt hatte, dass seine Frau Zugriff auf die Geheimnummern hatte, ist nach Überzeugung des Anwaltes unerheblich: »Auf dem Girokonto, für das diese Geheimzahlen galten, war ja kein Geld -Êbis die Sparkasse die 70 000 Euro überwiesen hat.«
Die Staatsanwaltschaft Detmold hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Bielefelderin eingeleitet und wirft ihr Computerbetrug vor. »Wir konnten die Beschuldigte allerdings noch nicht vernehmen, da sie sich wahrscheinlich in Afrika aufhält«, sagte Oberstaatsanwalt Dieter Varnholt. Von der Sparkasse Lemgo war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.
Der Ehemann hat inzwischen die Scheidung eingereicht.

Artikel vom 30.04.2005