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Islamistischer Terror
erschüttert Ägypten

Neuer Anschlag auch im Irak - Bombe in Westtürkei

Kairo/Istanbul/Bagdad (dpa/Reuters). Mit zwei neuen Anschlägen auf Touristen ist das Schreckgespenst des islamistischen Terrors nach Ägypten zurückgekehrt.
Sieben Menschen, darunter vier Ausländer, wurden verletzt, als sich am Samstag ein Selbstmordattentäter mit einer Nagelbombe von einer Brücke hinter dem Ägyptischen Museum in den Tod stürzte. Kurz darauf schossen in der Altstadt zwei verschleierte junge Frauen auf einen Touristenbus, bevor sie sich selbst töteten. Die Polizei nahm etwa 200 Verdächtige fest.
Nach Angaben des Innenministeriums stehen beide Attentate in Zusammenhang mit dem Anschlag im Kairoer Touristenbasar Khan al-Khalili vor drei Wochen, bei dem ein Selbstmordattentäter drei Touristen aus Frankreich und den USA mit in den Tod gerissen hatte.
Bei dem ersten Anschlag in Kairo wurden ein israelisches Ehepaar, ein 28 Jahre alter Schwede, eine Italienerin und drei Ägypter verletzt.
Zwei Stunden später feuerten verschleierte Frauen in der Nähe der Zitadelle auf einen Touristenbus. Die Urlauber blieben unverletzt, als drei Schüsse das Heckfenster durchschlagen. Eine der beiden Frauen soll dann erst ihre Komplizin und dann sich selbst erschossen haben. »Terror nach Art der tschetschenischen Schwarzen Witwen«, titelt die arabische Zeitung »Al-Sharq Al-Awsat« gestern.
Bei dem Mann, der mit einer Nagelbombe von der Brücke sprang, soll es sich um den per Haftbefehl gesuchten Ihab Jussri handeln, der an der Planung des Anschlags im Basar beteiligt gewesen sein soll. Eine der beiden verschleierten Frauen soll seine Schwester Nagat, die zweite seine Freundin Iman Ibrahim gewesen sein. Der Selbstmordattentäter, der sich in dem Touristenbasar in die Luft gesprengt hatte, war als 18 Jahre alter Student identifiziert worden.
Experten gehen bislang nicht davon aus, dass die ägyptischen Terrorgruppen Dschihad und Gamaat Islamija, die in den 90er Jahren Touristen in Ägypten getötet hatten, an der neuen Gewaltserie beteiligt sind. Am Samstagabend tauchte auf einer Islamisten-Internetseite ein Bekennerschreiben im Namen einer Gruppe auf, die sich Brigaden des Märtyrers Abdullah Assam nennt. Für die Echtheit gibt es jedoch keinerlei Beweise.
In der nordirakischen Stadt Tel Afar bei Mossul riss ein Selbstmordattentäter am gestrigen Abend nach unterschiedlichen Angaben 15 bis 25 Menschen mit in den Tod. Die Opfer waren Teilnehmer der Trauerfeier für einen kurdischen Politiker.
Bei der Explosion einer Bombe im westtürkischen Urlaubsort Kusadasi wurden bereits am Samstag ein Polizist getötet und fünf weitere verletzt. Der in der Nähe eines Atatürk-Denkmals abgelegte Sprengsatz war explodiert, als die Beamten das verdächtige Paket untersuchten und die Bombe entschärfen wollten. Erst am Mittwoch war in Istanbul eine 20-Kilogramm-Bombe am Brückenpfeiler einer Stadtautobahn entdeckt und entschärft worden.

Artikel vom 02.05.2005