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Unterhaltung ohne Strickpulli

Comedy und Zauberei: Oschmanns Heimspiel im Ringlokschuppen

Von Esther Steinmeier
Bielefeld (WB). My home is my castle: Ingo Oschmann hat seine Grenzen abgesteckt, in denen er sich sich bewegen kann. Bielefeld liegt im Zentrum dieser Grenzen. Im Ringlokschuppen trat er mit seinem Programm »Wenn Sie lachen, ist es Oschmann« vor gut 800 Zuschauern zum Heimspiel an.

»Zu Hause ist es am schönsten« und »es ist irre toll, in der eigenen Stadt zu spielen« - dem 35-jährigen Bielefelder liegen die Herzen von der ersten Minute an zu Füßen. Die Selbstpositionierung zu Beginn macht klar, was die Zuschauer erwarten dürfen: »Ich mache kein Kabarett, das sieht man daran, dass ich keinen Strickpulli anhabe.« Für die kommenden zwei Stunden hält die Ingo Oschmann sein Versprechen: »Hier braucht ihr nicht nachzudenken, hier könnt ihr entspannen.«
Dafür arbeitet der »Star Search«-Sieger hart. Requisiten braucht er nicht, schließlich hat er seinen Körper. Er rennt, wedelt mit den Armen, hüpft wie eine Springmaus, um die Bühne zu füllen. Unterstützung holt er sich aus dem Publikum: Die süße Alex darf ihm beim Zaubern assistieren und Frank, der Maschinenbauer, muss als Running Gag herhalten: »Hier wird niemand zu etwas gezwungen. Außer Frank.« Dabei ist er niemals überheblich, bleibt mit dem Publikum auf Augenhöhe. Man spürt, dass er die Interaktion braucht. Wenn niemand lacht, würde Oschmann weinen.
Darum quatscht er sich die Seele aus dem Leib, erzählt von Promipartys (»Da habe ich Claudia Schiffer gesehen. Die gibt's wirklich!«), Geburtsvorbereitungskurs (»Da lernt man atmen!«) und verarbeitet Kindheitstraumata: Bei der Beschreibung der Schalmütze (mit Bommel!) läuft es nicht nur den Mittdreißigern eiskalt den Rücken herunter. Seine Gags sind nicht tiefgründig, aber harmlos: »Ich bin nicht gefährlich, ich will nur spielen«, sagt der Kerner unter den Comedians mit treuherzigem Blick. Selbst wenn er ostwestfälische Eigenheiten aufs Korn nimmt (»Bielefelder lachen an Stellen, an denen keiner lacht!«), kann man ihm das nicht übel nehmen. Schließlich ist er einer von uns.
Zum Schluss gibt es Mitmachtheater für alle: 800 Menschen basteln sich eine Art Kartenspiel mit sieben grauen Zettelchen und einem mit einer Sonne zurecht. Oschmann lässt mischen, abheben, Stapel teilen, Stapel zusammenlegen und zaubert schließlich 800 Sonnen in den Ringlokschuppen. Ein schöner Trick, der zeigt, dass Ingo Oschmann seine Grenzen erweitern sollte: Weniger Comedy, mehr Zauberei!

Artikel vom 30.04.2005