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Altes Fleisch neu verpackt

15 weitere Verfahren - Vier Supermarktketten betroffen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Minden (WB). Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat im Hackfleisch-Skandal 15 neue Strafverfahren mit mehr als 30 Beschuldigten eingeleitet.

Betroffen seien vier Supermarkketten in Deutschland, sagte Behördensprecher Bernard Südbeck dieser Zeitung. Firmennamen und Orte würden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt. Die Verfahren würden derzeit an die zuständigen zehn Staatsanwaltschaften weitergeleitet.
Den Beschuldigten werde vorgeworfen, Frischfleisch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums umverpackt, neu etikettiert und wieder zum Verkauf angeboten zu haben. Der Verdacht auf diese kriminellen Manipulationen an der Frischfleischtheke hätten sich aufgrund von Hinweisen durch Angestellte und Kunden ergeben. Die Hinweise seien nach dem Bekanntwerden des Hackfleisch-Skandals bei Real-Märkten in Langenhagen und Laatzen bei Hannover sowie in Minden schriftlich und anonym erfolgt und sehr detailliert gewesen. Auch bei Real im niedersächsischen Gifhorn soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben. Dieser Verdacht sei aber noch nicht erhärtet worden.
Im Fall Real habe sich die Zahl der Beschuldigten auf deutlich mehr als zehn erhöht. Darunter sei auch der Bereichsleiter. Es würden auch alle alten Fälle von Manipulationen an der Fleischtheke zusammengetragen, um sich ein Gesamtbild von den kriminellen Machenschaften machen zu können.
Nach Angaben des NRW-Umweltministerium hätten Lebensmittelkontrolleure bereits Anfang des Jahres bei einem Betrieb in Ostwestfalen-Lippe ein Umetikettieren bei Hackfleisch festgestellt. In diesem Fall sei Strafanzeige erstattet worden, sagte gestern Ministeriumssprecher Leo Bosten.
Nach der Ausweitung des Skandals habe Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) im März Schwerpunktkontrollen in allen Supermärkten und Lebensmittel-Einzelhandelsgeschäften angeordnet. Allein in Ostwestfalen-Lippe seien bereits 97 Betriebe überprüft worden. Hier habe es keine Beanstandungen gegeben. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 29.04.2005