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Großer Wagen markiert Zenit mit gebogener Deichsel

Sternenhimmel über Ostwestfalen-Lippe im Mai - Der Äquator ändert seine Ost-West-Richtung nie

Von Reinhard Wiechoczek
Paderborn (WB). Die Sonne wechselt am 14. Mai aus dem Widder in das Sternbild Stier; dabei erklimmt sie immer höhere Deklinationen, das heißt, der nördliche Äquatorabstand steigert sich von +15 Grad auf +21,9 Grad bis Monatsende.

Legt man die nautische Dämmerung zugrunde (Sonne 12 Grad unter dem Horizont), dann verkürzt sich die Nachtzeit auf etwa fünf Stunden von knapp 23 Uhr auf nicht ganz 4 Uhr.
Venus als zweiter innerer Planet vergrößert ihren östlichen Winkelabstand zur Sonne auf 16 Grad und überschreitet am 4. Mai die Grenze vom Widder in den Stier. Bei -3.9 m Helligkeit ergibt sich am Monatsende eine kurze Abendsichtbarkeit nach Sonnenuntergang. Mars als erster äußerer Planet hält sich rechtläufig im Wassermann auf und steigert am Morgenhimmel seine Helligkeit auf 0.3m. Der Planetenriese Jupiter dominiert rückläufig mit -2.2m Helligkeit die Sterne der Jungfrau. Saturn mit 0.2m verabschiedet sich von der zweiten Nachthälfte rückläufig in den Zwillingen.
Den Zenit markiert der Große Wagen mit seiner gebogenen Deichsel, die in der Verlängerung auf den Bootes-Hauptstern Arcturus weist, von hier setzt sich die Arkade fort zu Spica in der Jungfrau. Dieses weitläufige Sternbild beherbergt den Herbstpunkt, die Schnittstelle von Äquator und Ekliptik, welche die Sonne am 23. September passiert. Die Ekliptik sinkt einerseits südöstlich ab zur Waage und zur Schere des Skorpions und erhebt sich andererseits steil nach Nordwesten über den Löwen mit Regulus, den Krebs und die Zwillinge. Hingegen ändert der Äquator seine Ost-West-Richtung nie, allein die auf ihm flanierenden Sternbilder wechseln für uns jahreszeitlich. Nach Osten sind es der Schlangenträger und die Schlange, die sich zu beiden Seiten des Reptilbändigers erstreckt. Nach Westen zieht der Äquator durch die Kopfregion der aus schwachen Sternen formierten, schier endlos langen Wasserschlange. Auf der Nordsüd-Linie, in Kulmination über der Jungfrau stehen die Sternbilder Coma und Jagdhunde, eine imponierende Region für jeden Fernglasbeobachter. M64 ist eine ferne Galaxie in 30 Mio. Lichtjahren Weite. M53 dagegen formiert sich als Kugelsternhaufen in 60.000 Lichtjahren Distanz innerhalb unseres eigenen Milchstraßensystems. Der nordwestliche Fuhrmann ist Ausgang der Milchstraße , die verhalten horizontnah verweilt und die Sternbilder Perseus, Cassiopeia, Cepheus und den nordöstlichen Schwan einschließt.
Sinnbilder von bereits sommerlichem Optimismus begegnen uns in der Leier mit der strahlenden Wega, mit Hercules und seinem berühmten Kugelsternhaufen M13 und mit der dezenten Nördlichen Krone. Polaris lenkt den Kleinen Wagen rückwärts gegen den Zenit: beste Beobachtungssituation für diese Sterne.
Der Mondlauf zeigt am 1. Mai um 8.24 Uhr das Letzte Viertel im Steinbock, Neumond ist am 8. Mai um 10.45 Uhr im Widder, das Erste Viertel steht am 16. Mai (10.57 Uhr) im Löwen, der Vollmond besetzt am 23. Mai um 22.18 Uhr die Waage und am 30. Mai gastiert (13.47 Uhr wieder das Letzte Viertel im Wassermann.
Vom 1. bis zum 8. Mai erscheinen die Eta-Aquariden Sternschnuppen, die mit 65 km/s aus dem Wassermann ausstrahlen und am 5.Mai ihr Maximum erreichen. 3 Uhr ist beste Beobachtungszeit.
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Artikel vom 30.04.2005