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Wenn sich der Sensor in
die Knetmasse bohrt

FH: Prüfstand für elektronische Fühler entwickelt


Bielefeld (sas). Die ADAC-Pannenstatistik ist eindeutig: Die Zahl der Autos, die wegen Störungen in der Elektronik liegen geblieben sind, hat sich verdoppelt. Und auch die spektakulären Rückrufaktionen der Automobilkonzerne haben ihre Ursachen häufig in der Elektronik. »Sie ist einfach schwer auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen«, sagt Prof. Dr. Bernd-Josef Schumacher vom Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Fachhochschule Bielefeld. Und die Probe aufs Exempel käme schließlich teuer - zumindest bei den elektronischen Fühlern, die er testet. Denn er hat sich des Problems angenommen und einen Prüfstand für Crash-Sensoren entwickelt.
»Derzeit werden Sensoren im Fahrzeug nur indirekt untersucht: Sie werden über einen Computeraufruf angesprochen, daraus schließt man dann, dass sie funktionieren.« Tatsächlich kann sich der Käufer eines Autos aber nicht sicher sein, dass die Elektroniksensoren so reagieren, wie sie sollen: bei einem Unfall zuverlässig den Airbag auslösen, aber nicht bereits beim »Antitschen« des Gartentores oder etwas harter Fahrt gegen die Bordsteinkante.
Mit Studierenden und seinem Mitarbeiter Dipl.-Ing. Eckhard Trakies vom Labor für elektronische Messtechnik hat Schumacher daher einen Versuchsaufbau entwickelt, der es erlaubt, Crash-Sensoren zu prüfen. Sie werden auf einen kleinen Schlitten montiert, der auf einer Schiene gegen eine verformbare Knetmasse fährt; denn schließlich ist ja auch ein Auto nicht starr, sondern hat eine Knautschzone. Ein Computer registriert nun, ob der Sensor den Airbag ausgelöst hätte.
Dabei soll nicht nur der Frontalzusammenstoß simuliert werden, sondern auch ein Aufprall von der Seite. Dazu genügt es, den Chip zu drehen. »Wir müssen auch die Richtwirkung testen. Schließlich soll bei einem Aufprall von vorne nicht der Seitenairbag auslösen«, erklärt Trakies. Passen muss auch das Zusammenspiel der Sensoren, denn Airbags sollen auch gestuft aufgeblasen werden.
Schumacher erwartet, dass sich die Technischen Überwachungsvereine irgendwann für die Prüfung der Sensoren interessieren müssen. »Denn auch ein sich ungewollt öffnender Airbag ist ein großes Risiko.« Schließlich nimmt er dem Fahrer die Sicht. Und die Hitzeentwicklung des durch Sprenggas schlagartig aufgeblasenen Luftpolsters ist auch nicht gerade gering. In weiteren Diplomarbeiten, hat sich Schumacher vorgenommen, soll die Prüfanlage daher verbessert werden.

Artikel vom 29.04.2005