05.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Oben ohne, aber unten mit
dem »kleinem Unterschied«

Männer und ihre Krankenheiten - Prostataerkrankungen, Haarausfall & Co.

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Typisch Frau - typisch Mann! Frauen und Männer haben ihre eigenen Krankheiten. Während die der Frauen - verbunden mit dem Gebären der Kinder oder den vielfach öffentlich diskutierten Wechseljahrsbeschwerden - durchaus bekannt sind, hält sich das starke Geschlecht oft verschämt mit seinen Beschwerden im Hintergrund. Thematisiert werden vielfach nur »Banalitäten« wie Schnupfen oder heldenhaft erlangte Sportverletzungen. Die ernsten Geschichten spielen sich eher im Verborgenen ab.

Die Prostataerkrankung hat sich neben Bluthochdruck und Diabetes zur neuen Volkskrankheit Nummer eins entwickelt. Laut Schätzungen erkrankt alle 20 Minuten ein Mann in Deutschland an Prostata-Krebs - unbemerkt. Etwa drei Millionen Männer sind in Behandlung. Nach Schätzungen von Medizinern leidet rund die Hälfte der 50-Jährigen an einer - meist gutartigen -ĂŠVergrößerung der Prostata.
Der Prostata-Krebs ist inzwischen mit geschätzten 40 670 Neuerkrankungen im Jahr 2000 die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Dennoch nimmt mit etwa 15 Prozent nur ein erschreckend kleiner Teil der über 45-Jährigen die Chance auf Früherkennung und damit auf ein besseres und vor allem längeres Leben wahr. Der Großteil der deutschen Männer scheut den Gang zum Spezialisten - mit dem Ergebnis, dass Jahr für Jahr mehr als 11 000 Männer an Prostata-Krebs sterben, obwohl bei frühzeitiger Erkennung der Krankheit neun von zehn Patienten geheilt werden könnten.
»Die Prostata ist leider für viele immer noch ein Tabuthema«, bedauert auch Dr. Margit Fisch, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und Leiterin des Urologischen Zentrums Hamburg. DGU und BDU (Berufsverband der Deutscher Urologen) raten zu einer jährlichen Kontrolle ab dem 50. Lebensjahr. Denn mit Anfang 40 beginnt der Testosteronspiegel zu sinken, was zu Veränderungen an der Prostata, zum Beispiel der Vergrößerung und damit zu Störungen beim Wasserlassen führen kann. Im Extremfall entsteht durch die bösartige Neubildung des Drüsengewebes ein Tumor.
»Ideal für die Früherkennung des Prostata-Karzinomes ist ein Bluttest zur PSA-Bestimmung. Dabei sollten die Patienten über die Vor- und Nachteile dieser Untersuchung sowie über die gegebenenfalls erforderlichen weiteren Maßnahmen bei verdächtigem Befund, wie zum Beispiel eine Biopsie der Prostata, genau aufgeklärt werden«, sagt Professor Dr. Manfred Wirth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Dresden.
PSA (prostata-spezifisches Antigen) ist ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet wird und bei verschiedenen Erkrankungen, zum Beispiel einer Entzündung, einer gutartigen Vergrößerung oder einem Tumor, vermehrt ins Blut abgegeben wird. Die Kosten in Höhe von 20 Euro für einen PSA-Test müssen selbst getragen werden.
Eher körperlich unbedenklich, aber durchaus psychisch belastend ist der Hang des männlichen Geschlechts zum oftmals systematischen Abwurf des Haupthaares. Die Ursachen, die zu Haarerkrankungen führen, sind vielfältig und können oft nur schwer festgestellt werden. Häufig liegen Ernährungsstörungen, Krankheiten, übertriebene Diäten oder schädliche Umwelteinflüsse den Haar-Erkrankungen zugrunde. Nicht selten sind es aber auch erbliche Veranlagungen, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu einem vermehrten Haarausfall führen. Als krankhaft wird er allerdings erst bezeichnet, wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Die Ursachen müssen immer beim Hautarzt abgeklärt werden.
Es werden drei Formen unterschieden. Bei der Alopecia androgenetica (männlicher Typ) beginnt der Haarausfall in Zusammenhang mit erblicher Anlage und männlichen Hormonen oftmals im Alter von 20 bis 25 Jahren im Bereich von »Geheimratsecken« und Tonsur. Das Problem kann sich mehr oder wenig schnell entwicklen.
Relativ unvermittelt kommt es zum Haarausfall in Form von kreisrunden, etwa münzgroßen Arealen am Kopf- oder Barthaar (Alopecia areata - kreisrunder Haarausfall). Das kann genetische Ursachen haben, kommt aber auch begleitend bei Autoimmunkrankheiten vor.
Beim diffusen Haarausfall (Alopecia diffusa) handelt es sich um reversiblen Ausfall des Haupthaares bei beziehungsweise nach Erkrankungen und/oder Schädigungen von außen. Das können unter anderem sein: hohes Fieber, schwerer Blutverlust, Stress oder allergische Reaktionen.
Die Midlife-Crisis: Ähnlich wie bei Frauen ändert sich beim Mann im Alter zwischen 40 und 60 Jahren der Spiegel der Sexualhormone. Das geschieht vor allem durch eine verminderte Produktion von Testosteron in den Hoden (PADAM - partielles Androgendefizit des alternden Mannes). Damit kommt es vielfach zu einem inneren Umstellungsprozess. Gemütsveränderungen wie depressive Verstimmungen, Selbstzweifel und die Realisierung des Älterwerdens führen teilweise zu Ausbruchversuchen aus Beruf, Familie und bisherigen Bahnen. Das häufigste PADAM-Problem ist die sexuelle Schwäche.

Artikel vom 05.05.2005