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Mit »guten Beinen«
quer durch den Taunus

Jörg Ludewig will beim Henninger Turm angreifen

Von Wolfgang Schäffer
Steinhagen (WB). »Die Beine sind wieder gut. Auch das Blut ist wieder in Ordnung. In Frankfurt will ich zeigen, dass mit mir wieder zu rechnen ist.« Nach einem bislang eher verkorksten Frühjahr blickt Radprofi Jörg Ludewig voller Tatendrang auf den kommenden Sonntag.

Nach Verletzung und Infektion nimmt er mit dem Start beim Traditionsrennen »Rund um den Henninger-Turm« einen zweiten Anlauf in die Saison.
Geplant war alles anders. Der Henninger-Turm war eher als Abschluss einer ersten harten Rennphase und Zwischenziel auf dem Weg zur Tour de France gedacht. Doch von Anfang an lief es nicht so richtig rund bei dem ehrgeizigen Radprofi aus Steinhagen (Kreis Gütersloh), der in den beiden vergangenen Jahren mit tollen Leistungen so sehr ins Rampenlicht gefahren war.
Nachdem der fast 300 Kilometer lange Auftaktklassiker Mailand -San Remo vermutlich einfach eine Spur zu lang war - »so 50 Kilometer vor dem Ziel ging nichts mehr« -, hatte sich Ludewig für die schweren belgischen Eintagesrennen eine Menge vorgenommen. Doch irgendwie liefen die Beine nicht so rund wie erhofft. Dann kam auch noch ein schwerer Sturz hinzu. »Bei voller Fahrt bin ich in Flandern auf die Straße geknallt und habe dort mit dem Handballen gebremst. Bis vor einer Woche konnte ich den Lenker nicht richtig anfassen.«
Die Behandlungszeit nach den Sturzverletzungen nutzte der in italienischen Diensten (Domina Vacanze) stehende Radprofi dazu, sich medizinisch noch einmal komplett durchchecken zu lassen. Das Ergebnis: Eine verschleppte Grippe hatte den Körper geschwächt. Dazu kam eine Allergie. Kein Wunder also, dass kein Druck auf die Pedale kommen wollte. Jetzt aber scheint alles überstanden. Ludewig: »Die Städtischen Kliniken Bielefeld und zwei Heilpraktiker haben dafür gesorgt, dass ich gesundheitlich wieder topfit bin.«
Den Rest, nämlich hartes Training, hat er gemeinsam mit Freund und »Arbeitskollegen« Malte Urban aus Herford erledigt. In den vergangenen zwei Wochen haben die beiden Ostwestfalen mächtig Kilometer geschrubbt. »Wir haben keinen Hügel ausgelassen, den es hier gibt und waren immer mit hoher Schlagzahl unterwegs«, freut sich Ludewig, mit Urban (der geht nun die Mountainbike-Saison an) einen Trainingspartner zu haben, »der mir auch mal die Meinung sagt, wenn ich mich hängen lassen will«.
Der Steinhagener ist sicher, dass die harte Arbeit irgendwann in diesem Jahr belohnt wird. Ob das schon am Sonntag so ist, wird sich zeigen. 210 knüppelharte Kilometer kreuz und quer durch den Taunus liegen dann vor dem Fahrerfeld, das mit vielen prominenten Namen gespickt ist. Allen voran natürlich T-Mobile mit Erik Zabel, das Team Gerolsteiner (Davide Rebellin/Italien und Fabian Wegmann aus Münster) sowie Fassa Bortola (Juan Antonio Flecha) oder Rabobank mit Vorjahressieger Karsten Kroon. Sie alle werden versuchen, den Deutschen das Leben schwer zu machen. »Vielleicht kann ich ja auf den richtigen Zug aufspringen und komme mit einer Gruppe vorne an«, hofft Ludewig, dass der Monat Mai für ihn die sprichwörtliche Wonne im Gepäck hat.

Artikel vom 30.04.2005