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Den Dichter vom Sockel geholt

Matthias Schweighöfer spielt den jungen »Rebellen« Friedrich Schiller

Arte, 20.40 Uhr: Wie kann das öffentlich-rechtliche Fernsehen dem Nationaldichter Friedrich Schiller (1759-1805) im Jubiläumsjahr gerecht werden? Durch aktuelle Theaterinszenierungen? Durch Mammut-Lesungen? Die ARD wählte einen anderen Weg: eine Film-Biografie über die frühen Mannheimer Jahre des jungen aufstrebenden Dichters.

Und die Rechnung mit Jungstar Matthias Schweighöfer in der Titelrolle ist aufgegangen: Der Film »Schiller«, heute bei Arte und am 4. Mai (20.15 Uhr) in der ARD, holt den großen Dichter vom Sockel und zeigt ihn mit seinen Hoffnungen und Leidenschaften als Menschen, der bis zur Erschöpfung um seine Ideale und Ziele kämpft. Leben und Wirken Friedrich Schillers wurden bereits ausführlich in unserem Magazin »Schönes Wochenende« gewürdigt.
1782: Heimlich reitet der 22-jährige Regimentsarzt Friedrich Schiller nach Mannheim zur Uraufführung seines ersten Dramas »Die Räuber«. Das Sturm-und-Drang-Stück des jungen Rebellen wird frenetisch gefeiert. Doch Schiller, seit seinem 12. Lebensjahr in der Eliteschule des württembergischen Herzogs Karl Eugen in Stuttgart kaserniert, wird mit zwei Wochen Arrest und Schreibverbot bestraft. Mit seinem Freund Andreas Streicher (Christian Näthe) beschließt er zu fliehen. Mit seinem zweiten Stück »Fiesko« will er eine Laufbahn als Theaterautor in Mannheim wagen. Doch Geldsorgen, seine schwächelnde Gesundheit und Konkurrent Iffland (Robert Dölle) treiben ihn an den Rand der Verzweiflung.
»Diese Sturm-und-Drang-Phase ist hoch dramatisch wie ein schillerndes Drama«, sagt Regisseur Martin Weinhart, der mit seinem Bruder Günther Weinhart und Hendrik Hölzemann auch das Drehbuch geschrieben hat. Dabei sind die Autoren mit dem historischen Material frei umgegangen, um eine spannende Geschichte erzählen zu können. »Wir erzählen aber nichts, was nicht aus den Quellen belegbar wäre.« Die Szene, in der Schiller trunken seine »Ode an die Freude« rezitiert, fand jedoch erst später in Leipzig statt.
Schweighöfer, mit 24 Jahren bereits mit Auszeichnungen überhäuft, scheint die Rolle des Dichter-Rebellen auf den Leib geschrieben: Er flucht und seufzt, liebt und säuft sich durch den Film, ohne Respekt vor dem großen Namen. »Schiller hat getrunken, er hat Frauen unheimlich gerne gemocht, Schiller war einfach Mensch«, sagt der Schauspieler mit aufbrausendem Charme.

Artikel vom 29.04.2005