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Ihre Majestät Königin Beatrix
lächelt im Dienst des Staates

67-jährige Monarchin feiert mit einem Fest ihr silbernes Thronjubiläum

Von Thomas P. Spieker
Den Haag (dpa). Eine Königin muss lächeln. Und deshalb lächelt Beatrix, wann immer sie in der Öffentlichkeit auftritt. Seit 25 Jahren erfüllt sie alle Pflichten, die in ihren Augen zum Thron gehören. Denn Königin sein ist für die 67-jährige ein Beruf im Dienst des Staates - zumal in den Niederlanden die Königin Regierungs-Mitglied ist.
Königin Beatrix mit ihrem Sohn Willem-Alexander, dessen Ehefrau Maxima und Enkelin Catharina-Amalia. Fotos: Reuters (2), dpa
»Nur der Wille, der Gemeinschaft zu dienen, kann einer Regentschaft heutzutage Inhalt verleihen«, sagte Beatrix bei ihrer Inthronisierung am 30. April 1980 in der Neuen Kirche in Amsterdam. Draußen lieferten sich die damals sehr aktiven »Kraker« (Hausbesetzer) Straßenschlachten mit der Polizei. Ihr Motto: »Keine Wohnung, keine Krönung.« Beatrix focht das nicht an.
Im Gegensatz zu ihrer eher unkomplizierten Mutter Juliana sieht Beatrix für sich eine feste Rolle in Politik und Gesellschaft. »Sie mag es nicht, wenn jemand unverbindlich mit ihrem Amt umgeht«, berichtet ein früherer Berater. Die Anrede »Ihre Majestät« muss sein. Nach Amtsantritt zog Beatrix nach Den Haag, um näher bei der Regierung zu sein.
Die Königin ist bekannt für ihr Interesse an Details - seien es außenpolitische Ereignisse oder innenpolitischer Alltag. Sie pocht darauf, gut informiert zu werden, aber sie kann der Regierung keine Anweisungen erteilen. Umgekehrt: Nach niederländischem Recht ist die Regierung verantwortlich für die Königin, und das schränkt den Bewegungsraum des Staatsoberhauptes stark ein.
Innerhalb des Königshauses herrscht Beatrix allerdings uneingeschränkt. Sie hat einen Stab von Beratern, gilt jedoch auch als eigensinnig. Auf ihren besten und einflussreichsten Ratgeber muss Beatrix seit zweieinhalb Jahren verzichten: Ihr Mann, der aus Deutschland stammende Prinz Claus, starb im Oktober 2002. Im März 2004 verlor die Königin auch ihre Mutter Juliana, im Dezember ihren Vater, Prinz Bernhard.
Solche Schicksalsschläge sind der Monarchin kaum anzumerken. Sie besteht auf einer absoluten Trennung zwischen ihrem privaten Leben und ihrem öffentlich Beruf als Königin. Dass in der Familie einiges drunter und drüber ging, war aber nicht zu verbergen.
So flog der zweitälteste Beatrix-Sohn, Prinz Friso, aus der Thronfolge, weil die Regierung seiner Vermählung nicht zustimmte. Ehefrau Mabel hatte nicht erschöpfend Auskunft geben können über ihre frühere Freundschaft mit einem Schwerkriminellen. Beatrix' Nichte Margarita überzog das Königliche Haus mit Schmähungen, weil es angeblich ihren (inzwischen nicht mehr geliebten) Mann beruflich vernichten wollte.
Beatrix stand solche Affären kerzengerade durch. Scheinbar unerschütterlich und wohl auch unnahbar geht sie ihrer Arbeit nach.
Der Staat vergütet ihr das unter anderem mit einem persönlichen Gehalt von 719 000 Euro netto und einem Budget für Sach- und Personalausgaben in Höhe von 3,2 Millionen Euro in diesem Jahr. Und mit einer ausgiebigen Feier am Jubiläumstag an diesem Samstag.
Dann soll die Monarchin auch einmal wieder unters Volk: Bei einem Rundgang durch Scheveningen (13.05 Uhr live im ZDF) und bei einem abendlichen Fest unter freiem Himmel. Nur das Knie muss durchhalten: Nachdem Beatrix schon am rechten Meniskus operiert wurde, steht jetzt eine Operation des linken Knies bevor. Aber erst, wenn die Königin aufrecht und lächelnd durch ihr Jubiläumsjahr gegangen ist.

Artikel vom 30.04.2005