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Telenovelas und reichlich Schnulzen für die Ohren

»Fools Garden« top - Hartmut Engler flop

Von Thomas Albertsen
Bielefeld (WB). 1200 Zuschauer waren begeistert: »Fools Garden« zeigten im »Ringlokschuppen«, dass gute Popmusik mit einfachsten Mitteln funktioniert. Gitarrist Volker Hinkel und Sänger Peter Freudenthaler: zwei sympathische Künstler »zum Anfassen« präsentierten ihre Hits als »unplugged«-Duo.

Sie gingen auf Tuchfühlung mit ihren Fans, genossen sichtlich die Atmosphäre und zogen die Besucher mit Ihren Melodien und authentischer, handgemachter Musik in ihren Bann. Ihr Superhit »Lemon Tree« ist zwar auch schon fast zehn Jahre alt, doch das Publikum kannte den Text perfekt und gab sich auch sangesfreudig, sodass »Fools Garden« sich zeitweilig auf Gitarrenbegleitung und zweite Stimme konzentrieren konnten. Und für die neue Single »Man of Devotion« stimmten die Zuschauer auch ein makelloses Bass-Ostinato an. Die Meister des süffigen Pop haben eben weit mehr auf Lager als einen Hit. Nach ihrem letzten Album »25 Miles To Kissimee« kommt nun ihr neustes Werk »Ready For The Real Life« auf den Markt. Erste Songs stellten sie vor - es hörte sich vielversprechend an. Man spürte es: Trotz eines Welthits sind die Jungs auf dem Teppich geblieben, verfolgten konsequent ihr Ziel, als Musiker und Songschreiber Anerkennung zu finden statt durch Popstar-Allüren Schlagzeilen zu machen.
Schade, dass »Fools Garden« nach nur einer reichlichen halben Stunde die Bühne für Hartmut Engler frei machen mussten. Wer dessen Band »Pur« einmal live erlebt hat, wird es bestätigen können: Das »Weichspüler«-Etikett klebt an dieser tollen Gruppe zu unrecht. Aber den Sänger haben die hämischen Kommentare der Westernhagen-, Bap- und Grönemeyer-Fans offenbar mächtig verärgert. Denn seine Solo-Tournee, die ihn nach einer durchzechten Nacht am Teuto (»Wir haben nach besten Kräften Wein zu Wasser gemacht, und so fühlen wir uns heute auch«) auf die Bühne des »Ringlokschuppens« führte, steht ganz offensichtlich unter dem Motto »Hört mal her, wenn Ihr wissen wollt, was wirklich seicht ist!«
Telenovelas für die Ohren, langweilige Schnulzen, belangloser Mitklatschpop -Êes war das langweiligste und belangloseste Konzert, das Bielefeld seit langem erlebt hat. Richtig ärgerlich wurde es, als Engler sich an den Tom Petty-Hits »Free Falling« und »Into The Great Wide Open« verging und dann auch noch den Beatles-Song »I'm The Walrus« vergewaltigte.
Am mangelhaften Gesamteindruck konnte auch ein ebenso humorvoll wie virtuos vorgetragenes Schlagzeugsolo von Bodo Schopf nichts ändern. Aber es gab wenigstens noch einen weiteren Lichtblick: Englers Freundin »Nubya« durfte Whitney Houston's »I Wanna Dance With Somebody« singen -Êund setzte mit diesem zur Ballade umarrangierten Lied einen wunderschönen Akzent.

Artikel vom 29.04.2005