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DFB will eigene
Fußball-Wette

Bundestag: Skandal aufgearbeitet

Mainz (dpa). Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Konsequenzen aus dem Wett- und Manipulationsskandal gezogen und mit gravierenden Satzungsänderungen den gefährdeten Wettbewerb in dieser Saison gesichert. Außerdem stellte der DFB die Weichen für die Einführung einer eigenen Fußball-Wette.

Auf dem Außerordentlichen Bundestag in Mainz stimmten die 253 Delegierten gestern bei nur einer Enthaltung dafür, dass Einsprüche gegen eventuell manipulierte Spiele spätestens bis zum viertletzten Spieltag einzulegen sind und nach dem 30. Juni nicht mehr auf Punktverlust oder Spielwiederholungen im Zusammenhang mit Pflichtspielen der abgelaufenen Saison entschieden werden kann. Zudem wurde einstimmig ein generelles Wettverbot für Spieler, Trainer, Funktionäre und Schiedsrichter beschlossen.
»Die sportpolitische Gerechtigkeit findet dann ihre Grenze, wenn sie zum Chaos im Wettbewerb führen würde. Wir wollen damit keine rechtsstaatlichen Mittel abschneiden und verbieten auch nicht den Gang vor das Schiedsgericht. Aber es war notwendig, die Konsequenzen zu ziehen, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein«, begründete der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger die Festsetzung der Einspruchsfrist, die heute endet. Damit wurde ein vorläufiger Schlusspunkt hinter den Manipulationsskandal, in dessen Folge es 16 Einsprüche gegen Spielwertungen und zwei Spielwiederholungen gegeben hatte, gesetzt.
»Der Wettskandal hat einen Schatten auf den deutschen Fußball geworfen. Aber wo Schatten ist, gibt es auch Licht«, rief Zwanziger den Delegierten zu, die vorher auf Linie gebracht worden waren. Mit großer Mehrheit wurden alle 14 Anträge angenommen.
Trotz teilweise massiver Proteste von staatlichen Lotto-Unternehmen wurde der Ligaverband der Deutschen Fußball Liga (DFL) damit beauftragt, die Voraussetzungen für die Beantragung einer staatlichen Genehmigung für eine eigene Fußball-Wette von der Saison 2006/07 an zu schaffen. »Agieren ist besser als reagieren«, begründete DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub den Vorstoß. Nach Angaben von Zwanziger werden derzeit 2,5 Milliarden Euro auf dem Wettmarkt umgesetzt, davon jedoch nur 500 Millionen Euro durch den DFB-Partner Oddset.
»Es kann nicht sein, dass der Fußball die Plattform bietet, aber nur zu einem geringen Teil profitiert. Wir sind nicht undankbar gegenüber unseren Partnern, wollen aber einen gerechten Anteil. Der deutsche Fußball hat das Recht, strategische Maßnahmen für die Zukunft zu treffen«, verteidigte der DFB-Präsident den Plan.
Trotz der Beschlüsse von Mainz ist ein endgültiger Schlussstrich unter den Skandal längst nicht gezogen. Der Karlsruher SC wird definitiv vor das unabhängige DFB-Schiedsgericht gehen, um eine Wiederholung der mit 0:3 verlorenen Partie gegen den MSV Duisburg zu erwirken. Das Urteil des DFB-Sportgerichts gegen den Hauptschuldigen Robert Hoyzer steht ebenso noch aus wie eine Schadenersatzklage des DFB. Heute verhandelt das Sportgericht über eine Sperre gegen Schiedsrichter Torsten Koop.

Artikel vom 29.04.2005