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Arbeitslosenstatistik

Kein Frühlingserwachen


Im Bundesgebiet knapp unter fünf Millionen, in Nordrhein-Westfalen weiterhin mehr als eine Million: Die »Schallgrenzen« der Arbeitslosen-Statistik sind nicht wirklich aussagekräftig. Aber sie beeinflussen über unser Gefühlsleben wichtige Dinge wie Konsumlust und möglicherweise das Wählerverhalten.
So erfreulich es ist, dass nun wieder 200 000 Menschen mehr in Lohn und Brot sind: Eine Trendwende, wie sie von Wolfgang Clement und Franz Müntefering behauptet wird, sieht anders aus. Wenn sich im Märzen der Bauer auf den Traktor schwingt und der Bauarbeiter den Betonmischer anwirft, steigt eben der Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft. Und wenn sich der Frühling verzögert, steigt er wie in diesem Jahr erst etwas später.
Manchmal ist es aber schon ein Erfolg, wenn normale Entwicklungen tatsächlich eintreten. Das gilt hierzu lande seit einiger Zeit besonders für den Arbeitsmarkt. Schade nur, dass die Zahlen jetzt offenbar von beiden Seiten für den Wahlkampf instrumentalisiert werden. Die aktuelle Statistik taugt weder als neue »Schreckensbilanz«, so erschreckend die Massenarbeitslosigkeit auch insgesamt ist, noch zu dem freudig beschworenen »Frühlingserwachen«. Bernhard Hertlein

Artikel vom 29.04.2005