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Die neue TSG-Generation

Der Feier-Abend: Final-Rückspiel um die westdeutsche Meisterschaft

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die Handball-A-Jugend der TSG Altenhagen-Heepen schreibt gerade Vereinsgeschichte. Das zweite Finalspiel um die westdeutsche Meisterschaft gegen die TG Cronenberg (Sa., 17.30 Uhr, Sporthalle Heepen) wird gewiss nicht das letzte Kapitel gewesen sein. Schließlich konnte das erste Treffen beim Niederrhein-Vize mit 35:23 gewonnen werden. Für Cronenberg eine Hypothek, die normalerweise irreparabel sein sollte.

»Wenn wir das nicht schaffen, dann haben wir es auch nicht verdient«, mahnt Trainer Martin Räber eine Stunde Konzentration und Disziplin an. Eine nicht ungefährliche Situation, dass der komfortable Vorsprung eigentlich nur verwaltet werden muss.
»An eine Niederlage wollen wir gar nicht denken«, sagt TSG-Jugendwart Ulli Hollmann und ruft die letzten zehn Minuten aus dem Hinspiel ins Gedächtnis, »als wir in der Euphorie des Sieges nachgelassen haben«. Die TSG-Trainingswoche verlief alles andere als normal. Florian Korte und Arne Puls meldeten sich krank ab. So konnten keine Maßnahmen einstudiert und automatisiert werden, wenn Cronenberg Korte in Manndeckung nimmt.
Räbers Burschen verdienen das Prädikat »besonders wertvoll«. Auch wenn jeder einzelne seinen Anteil am Erfolg habe, so zeigt der Coach doch besonders auf Mittelmann Simon Sawatzky. »Er ist unser Denker und Lenker und erinnert mich an den jungen Diethard von Boenigk«, lobt Räber dessen tolle Entwicklung. »Simon trifft zum richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung«.
Als westdeutscher Meister hätte sich der TSG-Talentschuppen automatisch für die neue A-Junioren-Regionalliga qualifiziert und hätte das Viertelfinale um die deutsche Krone erreicht.
Da sind noch närrische Tage vorprogrammiert. »Vor 14, 15 Jahren stand unsere C-Jugend mal im Endspiel der Westdeutschen«, sinniert Ulli Hollmann. Die Mannschaft des Trainergespanns Wolfgang Nolte/Rainer Schlingmann - u. a. mit Carsten Möller, Fedor Kaethner, Boris Kaethner und Maik Schlingmann - scheiterte damals aber am OSC Rheinhausen. Zwei OSC-Talente verschlug es später ins Lipperland zum TBV Lemgo: Daniel Stephan und Achim Schürmann.
Abteilungsleiter Heinrich Rödding verbindet das Finalrückspiel »zunächst mal mit Schmerz. Denn ich kann aufgrund eines privaten Termins nicht in der Halle sein«. Gleichwohl erfüllt ihn die Entwicklung der A-Jugend unter Trainer Martin Räber mit Stolz - und Hoffnung. »Das ist ein sehr positiver Impuls für das gesamte Umfeld. Ein Wind, den wir sehr gut gebrauchen können«.
Die Euphorie rund um die A-Jugend ist groß. Ulli Hollmann hat alleine in Spielerkreisen an die hundert Karten abgesetzt, damit Freunde und Verwandte die Stunde des Triumphes mit auskosten können.
Derweil nehmen die Strukturplanungen bei der TSG Altenhagen-Heepen immer konkretere Formen an: Wolfhard Werner, Vater von Kreisläufer Jan-Henrik Werner, soll im demnächst zu wählenden Vorstandsgremium für organisatorische und koordinative Belange zuständig sein. Thomas Rost, der künftige 2. Vorsitzende der TSG, wird die Mannschaft im Anschluss von Vereinsseite ehren. Vom Westdeutschen Handballverband wird Jugendwart Gerd Ulrich Heuer aus Gladbeck die offizielle Würdigung vornehmen.
Der Tag klingt mit einer spontanen, improvisierten, gleichwohl »angemessenen und angenehm gestalteten Feier« in und an der Heeper Halle aus. »Wir haben nichts geplant. Es wird aber kein Freibier geben«, sagt Hollmann. »Wir sind ein kleiner Verein, und sowas kostet. Es ist wunderbar, dass wir so weit gekommen sind. Doch wenn wir am Ende plusminus null rauskommen, bin sich zufrieden«.
Gänsehaut garantiert: Die neue TSG-Generation, immerhin eine der besten Mannschaften Deutschlands in ihrem Jahrgang, ist einen Besuch wert. »Alle Jugendlichen werden die Chance erhalten, sich ihren Möglichkeiten entsprechend in unsere Seniorenteams zu spielen. Aber wir können nicht mit einer kompletten Jugendmannschaft in der Oberliga auflaufen«, blickt Heinrich Rödding voraus.

Artikel vom 29.04.2005