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Eine kleine Prise Abschiedsschmerz

AVA vor der Edeka-Übernahme - Stammsitz Sennestadt gilt als sicher


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der AVA-Hauptsitz ist sicher. Davon ist Helmut Metje überzeugt. »Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine Überlegungen einer Verlegung nach Hamburg«, versicherte der AVA-Vorstandssprecher auf der Bilanzpressekonferenz. Die fand traditionsgemäß in der Zentrale Fuggerstraße statt, mit einer gehörigen Portion Abschiedsschmerz.
Wenn nach der Hauptversammlung im Juni die verbliebenen Kleinaktionäre des Bielefelder Vorzeigeunternehmens für 70 Millionen Euro abgefunden sind, nimmt auch Eugen Timmer seinen Hut. Das Vorstandsmitglied wird just am Tag der HV 62 Jahre und geht in Rente, elf Monate früher als geplant. Grund: Wenn AVA zu 100 Prozent Edeka gehört, wird nur noch ein Vorstand gebraucht. Metje, der eben seinen Vertrag verlängerte, ist sicher, auch künftig das operative Geschäft zu gestalten.
Die Stimmung in Sennestadt ist gedeckt, auch wenn Edekas Musterschüler im Umsatz gegen den Trend wächst und im Ertrag deutlich zugelegt hat. Sogar im desolaten Baumarkt-Sektor hat Marktkauf durch stringente Neuausrichtung den Verlust auf nur noch 30 Millionen reduziert. Metje: »In drei Jahren ist das Defizit weg.«
Noch offen ist, welche Aufgabe in drei Jahren das AVA-Logistikzentrum an der Fuggerstraße hat. Hier arbeiten 300 der 1343 Beschäftigten der Zentrale. Eine Arbeitsgruppe überlegt, wie man das Zentrum in die Edeka-Warenstrukturen einbaut und in welcher Weise in der Warenversorgung Synergieeffekte genutzt werden können.
Freuen können sich die 1050 Mitarbeiter der Bielefelder Warenhäuser und Baumärkte. Mit Abschluss des Neubaus Friedrich-List-Straße 2006 und Umbau der Märkte Hillegossen und Sennestadt ist die Stadt, in der die Geschichte der AVA begann, mit allen Sparten »optimal aufgestellt«, so Metje.
Die ungewöhnliche Ansetzung der HV ist laut Helmut Metje kein Indiz für zu erwartenden Protest einzelner Kleinaktionäre gegen ihre Ausgrenzung für gut 43 Euro pro Aktie. Welche Emotionen beim jetzigen Einschnitt mitspielen, führte Metje zumindest im Ansatz aus: »Für die verbliebenen Genossenschaftler sicher ein schwerer Tag«. Von drei Jahren hatten immerhin noch 5000 kleine Leute als AVA-Aktionäre ein Stück Anteil am großen Börsengeschehen. Jetzt gehört AVA der Edeka allein.

Artikel vom 28.04.2005