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Kampf mit Turm und Springer

Deutsche Meisterschaften im Schulschach der Mädchen im »Ceci«

Von Sabine Schulze (Text)
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die Stimmung ist konzentriert: An langen Tischen sitzen sich acht Schülerinnen paarweise gegenüber, zwischen sich ein Schachbrett. Sie kämpfen mit Turm und Springer. Gesprochen wird kaum, vereinzelt hört man Füße scharren oder Stühle rücken. Schließlich geht es hier, in der Aula des Ceciliengymnasiums, um etwas: Dort sind von Freitag bis Sonntag die Deutschen Schulschachmeisterschaften der Mädchen ausgetragen worden.

Am Start waren 18 Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter ein noch junges Team vom »Ceci«, das von den Lehrern Hartmut Beckmann und Hendrik Schmidt betreut wird. Mit dem Sieg hatten Lioba Donner, Juliane Förster sowie Sandra und Marit Mößinger zwar nichts zu tun, dabei sein, sich wacker zu schlagen und Erfahrungen zu sammeln waren für das Team aber ebenso wichtig. Immerhin ist Lioba, die in die neunte Klasse geht, die Älteste, ihre Mannschaftskameradinnen sind Sechstklässlerinnen. Und in der Wettkampfklasse M standen - oder besser: saßen - sie auch Abiturientinnen gegenüber.
Gespielt wurde in sieben Runden Schnellschach nach dem Schweizer System, in jeder Runde hatte jede Spielerin 60 Minuten Bedenkzeit. Der Titel ging an das Carl-Bechstein-Gymnasium, Erkner in Brandenburg (souverän mit 12 : 2), Platz 2 belegte das Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium aus Völklingen, Saarland und Platz 3 das Gymnasium Oesede aus Georgsmarienhütte, Niedersachsen.
Organisator des Turniers war Hartmut Beckmann, der seit zehn Jahren am Ceci die Schach-AG leitet und immerhin zehn Mädchen für diesen Sport begeistern konnte. »Mädchenschach ist etwas Besonderes: Die Mädchen spielen deutlich anders, vorsichtiger, besonnener, irgendwie auch friedlicher.« Zwar werde auch in aussichtsloser Position noch verbissen gekämpft, aber mit weniger Aggressivität. Und im direkten Vergleich mit Jungen, hat er erfahren, werde Mädchen nicht so schnell ein Unentschieden angeboten: »Jungen empfinden es eher als Schmach, gegen Mädchen zu verlieren.«
Dabei haben die, wie sie am Wochenende bewiesen, durchaus Klasse und Stehvermögen. Das ist auch nötig: »Eine Partie kann schon einmal bis zu sechs Stunden dauern«, sagt Beckmann. Er wirbt intensiv für Schach: »Es fördert das konzentrierte Denken, die Ausdauer, strategisches Vorgehen, die Entscheidungsbereitschaft, das Abwägen in kritischer Situation und die Verantwortung für die Mannschaft.« Denn gesiegt oder verloren wird im Team - und da muss man eine Niederlage wegstecken können, auch wenn man selbst seine Partie gewonnen hat.

Artikel vom 02.05.2005