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Schaulustige waren der
Feuerwehr willkommen

Aktionstag warb für Arbeit der freiwilligen Blauröcke

Von Sabine Schulze (Text)
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). So ganz glücklich sind Einsatzkräfte üblicherweise nicht, wenn Schaulustige sie bei ihrer Arbeit beobachten. Aber die vielen roten Fahrzeuge der Feuerwehr, die auf dem Jahnplatz standen, haben am Samstag die Passanten angelockt. In diesem Fall war das auch Sinn der Sache: Mit einem Aktionstag wollten die Blauröcke der Freiwilligen Feuerwehren Bielefelds auf ihre Arbeit aufmerksam machen.

Eingebettet war der Tag in die Kampagne »Doppelt im Einsatz«, die seit Monaten läuft und Feuerwehrleute vorstellt, die sich neben ihrem Beruf bei den Blauröcken ehrenamtlich und im Dienst am Nächsten engagieren. »Unsere Zielgruppen sind die Arbeitgeber, die schließlich während der Arbeitszeiten bei Alarmierungen auf die Mitarbeiter verzichten müssen, und die Öffentlichkeit, der wir vorstellen wollen, was wir können und machen«, erklärt Brandinspektor Christian Schnülle, Chef der Löschabteilung West. Immerhin ist ein Fünftel der Einsätze tagsüber - zur besten Arbeitszeit. »Und wer kann, der kommt dann«, sagt Schnülle, der wie seien Kollegen den »Pieper« stets am Mann hat.
Im »zivilen Leben« ist er Banker - wie seine Kollegen Techniker, Bäcker oder Pfarrer sind. Nur mit dem Wasserschlauch agieren sie längst nicht: Sie müssen mit Computer und Messtechnik des ABC-Zuges, der Radioaktivität und chemische Stoffe erkennt und misst, umgehen oder mit Spreizer und Schere ein Auto fachgerecht auseinander nehmen können.
Das führten sie am Samstag vor: Es galt, einen vermeintlich Schwerverletzten aus einem pinkfarbenen Panda zu bergen. Dieter Hagemeyer von der Löschabteilung Sieker erläuterte den zahlreichen Umstehenden, wie die Dornberger Kollegen vorgingen, zuallererst die Batterie abklemmten und das Auto mit Holzkeilen stabilisierten: »Es darf während der Arbeiten nicht wackeln, jede Erschütterung könnte für den Verletzten fatal sein.« Und dann wurde aus dem Panda ein Cabrio. »Je sicherer die Autos heute sind, desto schwieriger wird es, sie zu zerschneiden«, erläuterte Hagemeyer. Die Hersteller liefern der Feuerwehr daher eigens Begleitmaterial, wie sie den Fahrzeugen zu Leibe rücken können.
Eine Attraktion für die Kinder war vor allem die Spritzwand der Jugendfeuerwehr, an der sie selbst ein Haus »löschen« konnten, während die Großen sich eher für den Rüstwagen, der zum Einsatz kommt, wenn Bäume aus dem Weg geräumt oder Öl abgebunden werden müssen, oder den ABC-Dekontaminsationswagen interessierten. Er wird angefordert nach einem Einsatz mit Gefahrgut: In einer besonderen Dusche werden die Feuerwehrmänner darin in ihren froschgrünen Spezialanzügen dekontaminiert. Wer mochte, konnte versuchen mit einem Feuerlöscher einen Brand zu ersticken, oder sich schlicht an Infowänden über die Arbeit der Blauröcke informieren.
Oberbürgermeister Eberhard David interessierte, wie hoch die Drehleiter des Leiterwagens reicht. »23 Meter, das entspricht etwa dem siebten Stockwerk«, erklärte ihm Volker Fliege. »Dann zieht man besser nicht in den neunten Stock«, folgerte das Stadtoberhaupt.
In 30 Löschabteilungen gliedert sich die Freiwillige Feuerwehr Bielefeld, 820 »Mann« stark ist die Truppe, die auch weibliche Mitglieder hat. Über den Tag verteilt waren am Samstag 120 von ihnen auf dem Jahnplatz im Einsatz - 30 davon als Musiker des Feuerwehrmusikzuges. Denn auch der gehört dazu.

Artikel vom 02.05.2005