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Einen Sieg in Bremen erklärt
Owomoyela zur »Ehrensache«

Ausgerechnet gegen den künftigen Klub gibt der Armine sein Comeback

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Vielleicht gibt es für die Rückkehr ins Team einen angenehmeren Zeitpunkt. Aber es darf Patrick Owomoyela nicht interessieren, dass seine Verletzungspause ausgerechnet dann zu Ende geht, wenn der nächste Gegner die Mannschaft seines neuen Vereins ist.

In zwei Monaten wechselt der Nationalspieler zum SV Werder Bremen, an diesem Samstag spielt er mit Arminia Bielefeld beim künftigen Arbeitgeber. »Das ändert nichts. Es ist Ehrensache für mich, mit Arminia drei Punkte zu holen«, beteuert der 25-Jährige.
An der Glaubwürdigkeit dieser Worte besteht kein Zweifel. Um sie zu unterstreichen, hat Owomoyela auch kein Problem damit, sich mit folgender Situation auseinanderzusetzen: 90. Minute. Unentschieden im Weserstadion. Elfmeter für Arminia. Und er soll schießen. »Dann hau' ich den rein. Das könnt ihr dem Reinke sagen.«
Natürlich ist Werder schon zweitliebster Bundesligaverein des Bielefelders. Der Umzug wird vorbereitet, den Namen des Stadtteils, in dem er eine Wohnung bezieht, kann Owomoyela zwar spontan nicht nennen (»das weiß ich jetzt gerade nicht«), es ist auch Nebensache. Auf alle Fälle benötigt er nur ein paar Autominuten bis zum Trainingsgelände. Nur das zählt für einen Profi, der in seiner neuen Umgebung stets rechtzeitig zur Stelle sein will: »Ich möchte mich da ja nicht verspäten.«
Ob die Bremer pünktlich zum Saisonfinale ihre Ergebniskrise in den Griff bekommen und zumindest den UEFA-Cup erreichen, wenn es mit der Champions League schon nichts wird, hängt 90 Minuten lang auch von Arminia und Owomoyela ab. Drei der letzten vier Bremer Liga-Auftritte endeten mit Niederlagen. Werder steht am Scheideweg - dabei hat Owomoyela das Angebot auch deswegen angenommen, weil er hier davon ausgehen konnte, bald international zu spielen. Die Sache hängt zwar noch nicht am seidenen Faden, aber der Meister muss aufpassen - Absturzverdacht.
Rücksicht darauf nehmen kann Owomoyela nicht. Vielleicht schießt er sich selbst ein Stück weit nach unten - egal. »Ich bin bei Arminia und ich will mit Arminia in Bremen gewinnen«, sagt er.
Das, so findet Owomoyela, ist er dem Verein, der ihn aus der Regionalliga holte und bei dem er zum Nationalspieler wurde, schuldig. Es hat auch etwas mit dem Berufs-Ethos zu tun. Die Zukunftswünsche muss das dennoch nicht beeinträchtigen. Seit er den Vertrag mit Werder schloss (bis 2009), schaute Owomoyela jedes Wochenende auf das Resultat des Titelverteidigers. Das war auch am Sonntag so, als Bremen in der BayArena mit 1:2 gegen Leverkusen strauchelte. »Klar nehme ich das jetzt anders wahr als vorher«, sagt er, »und mir wäre auch lieber gewesen, die hätten da gewonnen.«
Aktiven Einfluss nehmen kann Owomoyela jedoch vorerst nur für Arminia - wenn ihn Trainer Uwe Rapolder aufstellt. Am 19. März absolvierte Owomoyela seine bisher letzte Bundesligapartie beim 0:3 in Berlin, kurz darauf verdrehte er sich im Training das Knie. Im Gegensatz zu Delron Buckley wird Owomoyela allerdings vor seinem Abschied garantiert noch das Bielefelder Hemd tragen. Schimmernde Augen mag es danach vielleicht nicht geben, wirklich gefühlten Trennungsschmerz wohl schon. Owomoyela weiß auch, dass die Arminen vor keiner leichten Aufgabe stehen. Die halbe Truppe verschwindet. Er unterscheidet da nicht nach Stammpersonal oder Ersatzkraft: »Der Abgang eines Buckley wiegt nicht schwerer als der eines Bernd Rauw. Auch er ist für den Charakter dieser Mannschaft sehr wichtig gewesen. Arminia muss jetzt unbedingt darauf achten, dass der Charakter der Mannschaft stimmig bleibt.«
Im Gegensatz zum einfühlsamen Blick ins Innenleben einer Mannschaft steht der alltägliche Transfer-Trubel. Owomoyela: »In der Bundesliga werden immer Spieler kommen und gehen. Das ist so.«

Artikel vom 29.04.2005